Schweizer Studie: Wie hängen Toleranz und Schulbildung zusammen?
In der Vergangenheit wurde immer wieder betont, wie wichtig es sei, beim Kampf gegen Homophobie vor allem auf Aufklärung und Bildung zu setzen. Eine aktuelle Studien aus der Schweiz unterstreicht diese Forderung. Hierbei zeigte sich: Wer über einen höheren Bildungsabschluss verfügt, steht Themen wie Homosexualität oft deutlich toleranter gegenüber.
Ausnahmen gibt es selbstverständlich immer. Dass jedoch im Rahmen der Studie eine entsprechende Tendenz nachgewiesen werden konnte, steht fest.
Insgesamt wurden in der Zeit zwischen Mai 2021 und Juni 2021 4.400 Menschen zwischen 13 und 19 Jahren befragt. Die Untersuchung wurde vom Jacobs Center for Productive Youth Development geleitet.
Unter anderem zeigte die Studie erschreckenderweise auch, dass die Gewalt gegen Queers in Zürich zugenommen hat. Zudem werden viele nicht-heterosexuelle Männer gemobbt – sowohl in der Schule als auch im Internet. Das Risiko, als nicht-binärer junger Mensch Opfer von sexueller oder nicht-sexueller Gewalt zu werden, ist besonders hoch.
Akzeptanz von Homosexualität ist unter anderem von der Bildung abhängig
Im Rahmen der Befragung machten Jugendliche auch Angaben dazu, ob sie selbst Homosexualität akzeptieren oder nicht. Hierbei zeigte sich, dass mehr als 45 Prozent der männlichen und 75 Prozent der weiblichen Befragten Homosexualität für sich vollständig akzeptieren.
Neben dem Geschlecht spielt jedoch auch vor allem die Schulbildung der Befragten eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Homosexualität zu „bewerten“. Es zeigte sich: Je niedriger der Schulabschluss, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Homosexualität akzeptiert wird. Bei männlichen Befragten, die in der Schweiz ein Gymnasium besuchten, lag die Akzeptanzquote bei mehr als 70 Prozent. Bei den Gymnasiastinnen wurde hier sogar ein Wert von mehr als 91 Prozent erreicht.
Bei einer näheren Bewertung der Ergebnisse wurde festgestellt, dass nicht nur die Bildung, sondern vielleicht auch der ethnische bzw. kulturelle Hintergrund eine Rolle spielen könnte.
Immer mehr Menschen identifizieren sich als nicht-heterosexuell
Die Studie, an der sich 4.400 junge Menschen beteiligten, zeigte unter anderem auch auf, dass es immer mehr Personen gibt, die sich selbst als nicht-heterosexuell identifizieren … Und auch für sich entschieden haben, genau das nach außen zu tragen.
Die Verantwortlichen, die hinter der besagten Studie stehen, sprechen in diesem Zusammenhang sogar von einer „sehr markanten Zunahme“ an Menschen, die für sich selbst erkannt haben, nicht heterosexuell zu sein.
Genauer gesagt: Viele Teilnehmer der Studie gaben an, eine bisexuelle Orientierung zu haben, auch wenn dabei der heterosexuelle Teil mehr gewichtet würde. Auch hier gibt es wieder einen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Die Zunahme an Personen, die sich als nicht-heterosexuell definieren, basiert vor allem auf den Antworten der weiblichen Befragten. Hier haben offenbar besonders viele Personen im Laufe der Zeit ihre bisexuellen Neigungen an sich entdeckt.
Aufgrund der Tatsache, dass sich vor allem viele homosexuelle Männer in der heutigen Zeit immer noch mit Vorurteilen und Diskriminierungen konfrontiert sehen, könnte es jedoch auch durchaus sein, dass sich viele der männlichen Befragten nicht getraut haben, sich als queer zu outen.
Welche Rolle spielt das Alter?
Viele Queer Beauftragte betonen immer wieder, wie wichtig es sei, Menschen schon möglichst früh mit Themen wie „Akzeptanz“ und „Toleranz“ in Kontakt zu bringen.
Und genau das wurde bei der neuesten Schweizer Studie ebenfalls einmal mehr deutlich. Denn: Ob ein Mensch Homosexualität akzeptiert oder nicht, ändert sich im Laufe der Zeit nur selten.
Das bedeutet: Wer als Jugendlicher Queers gegenüber offen war, wird vermutlich auch in späteren Jahren auch genau dieselbe Toleranz an den Tag legen.
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