Italien erkennt zum ersten Mal eine nicht-binäre Person an

Viele Menschen sprechen schon jetzt von einer Art Zäsur. Denn: Zum allerersten Mal überhaupt hat ein Gericht in Italien sich dazu entschlossen, die Identität eines nicht-binären Menschen anzuerkennen. Alex wurde vom Rechtsanwalt Giovanni Guercio vertreten und kann diesen ganz besonderen Erfolg für sich verbuchen.

Immerhin kann nicht nur er, sondern auch die Community sich über die Hoffnung auf mehr Gleichberechtigung freuen.

Italiens erste "Non Binäre" Person

Die Nicht-Binärität wird anerkannt – was ist das Besondere an dem Urteil?

Das aktuelle Urteil könnte insofern richtungsweisend sein, als es sich hierbei – zumindest für Italien- um eine Art Premiere handelt. Mit dem Urteil ist zudem eine besondere Auswirkung verbunden. Denn: Die Anerkennung bedeutet unter anderem, dass ein nicht-binärer Mensch – gerade mit Hinblick auf seine Rechte und eine Gleichstellung innerhalb der Gesellschaft – größere Chancen haben könnte, unter anderem nicht mehr diskriminierenden Abläufen bei einer etwaigen Namensänderung ausgesetzt zu sein.

Rechtsanwalt Guercio zeigte sich ebenfalls durchaus etwas erleichtert. Er erklärte in einem Gespräch mit der Seite Gay.it, dass er hoffe, dass nun auch viele andere Queers im Land von diesem besonderen Urteil profitieren könnten.

Inwieweit die aktuelle Gesetzgebung zu diesem Thema verändert werden wird, steht noch nicht fest. Es handelt sich jedoch um einen kleinen Schritt in die (für viele) richtige Richtung. Besonders rührend war es in diesem Zusammenhang natürlich auch, dass sich auch der zuständige Richter emotional zeigte und sich keine Mühe gab, zu verbergen, dass das Urteil auch bei ihm Freude auslöste.

Alex ist gerührt… Und bedankt sich bei seinem Anwalt

Wahrscheinlich können Menschen, die sich nicht ein derselben oder in einer ähnlichen Situation befinden, nicht nachvollziehen, wie sich Alex gefühlt haben muss.
Den Erzählungen seines Anwalts zufolge, war er so überwältigt, dass er sich zunächst einfach nur bedanken konnte. Immerhin ist es ihm so – nach einem sicherlich nervenaufreibenden Prozess und viel Zittern – gelungen, einen der wohl wichtigsten Schritte in Richtung Selbstbestimmung zu gehen.

Wie ist die aktuelle Situation in Deutschland?

In den Sozialen Netzwerken läuft aktuell auch sehr viel unter dem Hashtag „#selbstbestimmung“. Auch hierzulande wird es vielen Menschen schwer gemacht, ihren Geschlechtseintrag – sofern sie dies möchten – ändern zu lassen.

Ein Gesetz, das in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielt, ist das TSG, das sogenannte Transsexuellengesetz. An seine Stelle soll, wenn alles klappt, das Selbstbestimmungsgesetz treten. Hiermit könnte für viele Betroffene, unter anderem Transsexuelle und Nicht-Binäre, ebenfalls eine besondere Art von Freiheit verbunden sein. Denn: Wer heute im falschen Körper geboren wurde und seinen Personenstand im Personalausweis anpassen lassen möchte, muss einem – in vielen Teilen – diskriminieren Verfahren unterziehen. Unter anderem werden im Rahmen von insgesamt zwei Gutachten Fragen zur Sexualität gestellt.

Viele Menschen streben – teilweise auch mit Petitionen – an, genau das zu ändern. Sie möchten erreichen, dass es in Zukunft kein richterliches Urteil mehr braucht, um sein Geschlecht anpassen zu lassen. Es würde dann ausreichen, den Weg zum Standesamt anzutreten, um noch ein wenig mehr zu sich selbst stehen zu können.

Italiens erste "Non Binäre" Person

Wird nun auch in Italien alles anders?

So ermutigend sich die Nachricht darüber, dass jetzt in Italien zum ersten Mal eine nicht-binäre Person anerkannt wurde, anhören mag: Es wäre sicherlich ein wenig naiv, davon auszugehen, dass jetzt von einer kompletten Gleichberechtigung gesprochen werden könnte. Um für eine fundierte Grundlage für die Anerkennung von Geschlechtsdefinitionen, abseits der cis-Norm, sorgen zu können, bräuchte es im ersten Schritt eine angepasste Gesetzgebung. Und bis die schlussendlich auf den Weg gebracht wird, dürfte es noch ein wenig dauern… .

 

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