Das Gendern ist heutzutage ein Thema mit großer politischer Relevanz

Wer heutzutage über das Thema Gendern sprechen möchte, bemerkt schnell, dass die Wahrscheinlichkeit, in ein sprichwörtliches Wespennest zu stechen, hoch ist. Mittlerweile befassen sich nicht nur die Gesellschaft und die Politik, sondern auch die Wissenschaft damit, wie sich Menschen wünschen, angesprochen zu werden.

Während die einen im Gendern einen Fortschritt sehen, weil es sich hierbei um eine Möglichkeit handelt, möglichst niemanden zu benachteiligen, sprechen andere von einer „Vergewaltigung der deutschen Sprache“.

Nun wurde in Bielefeld eine wissenschaftliche Konferenz rund um das Gendern abgehalten. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass die Worte, um die es geht, vielleicht nicht lang sein mögen, aber enorm viel Bedeutung in sich tragen.

Gendern – ein Thema mit politischer Relevanz

Wer gendert eigentlich?

Die meisten Menschen, die sich dazu entscheiden, im Alltag zu gendern, gehören eher der jüngeren Generation an. Hier ist es mittlerweile für viele üblich geworden, über E-Mail Signaturen anzuzeigen, ob sie beispielsweise mit „sie/ ihr“ oder „er/ ihn“ angesprochen werden möchten.

Nicht nur Queers entschließen sich dazu, diesen Zusatz in ihre Kontaktinformationen aufzunehmen. Auch viele Menschen, die nicht zur Community gehören, fügen die entsprechenden Details oft an. Hierbei handelt es sich dann um ein Zeichen von Respekt anderen gegenüber. Die Grenzen zwischen Cis-Menschen und beispielsweise nicht-binären Menschen verschwimmen damit ein wenig und es zeigt sich, dass eigentlich alles „ganz normal“ ist.

Viele Menschen möchten sich nicht in Schubladen stecken lassen

Im Rahmen der wissenschaftlichen Konferenz zeigte sich, dass sich viele Menschen in der heutigen Zeit dagegen wehren, sich ins binäre System einfügen zu lassen, wenn sie sich hier nicht wohlfühlen.

Besonders interessant ist, dass nun nicht nur die Politik, sondern auch die Wissenschaft von diesem Thema tangiert wird. Hier geht es dementsprechend nicht um Emotionen, sondern schlicht um Fakten. Auch die Frage nach der eigenen Identität spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Die Wissenschaftler in Bielefeld befassten sich jedoch nicht nur mit der Gegenwart, sondern auch mit der Vergangenheit.

Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass ihr Bereich im politischen Umfeld (und eben auch bei Diskussionen zum Thema „Gendern“) zu wenig beachtet werde. Die Tagung soll ein erster Schritt in die richtige Richtung sein.

Wer sich ein wenig mit Sprachgeschichte auseinandersetzt, wird schnell feststellen, dass die Frage nach den richtigen Pronomen schon länger eine wichtige Rolle spielt – nicht nur im Zusammenhang mit der deutschen Sprache, sondern generell.

Gendern – ein Thema mit politischer Relevanz

Was spricht für das Gendern?

Menschen, die gendern, möchten damit in der Regel ausdrücken, dass sie alle Personen – unabhängig von deren Geschlecht – akzeptieren und niemanden diskriminieren möchten. Was sich im ersten Schritt für viele etwas „holprig“ anhören mag, hat dementsprechend einen wichtigen Hintergrund.

Vor allem diejenigen, die an der Theorie, es gäbe nur zweierlei Geschlechter, festhalten, fühlen sich durch das Gendern ihres Gegenübers oft in mehrfacher Hinsicht angegriffen. Immerhin werden hier Werte, die für die betroffenen Menschen eine wichtige Rolle spielen, mit nur einem Wort komplett infrage gestellt.

Wie aufgeladen die Debatte ist, zeigt sich unter anderem in den Kommentarspalten auf verschiedenen Social Media Plattformen. So schreiben viele Gegner des Genderns, „direkt abschalten“ zu wollen, wenn ein Moderator oder eine Moderatorin ein „:innen“ anhängt.

Der Ansatz, der durch die Bielefelder Konferenz verfolgt wird, ist dementsprechend für viele sicherlich nachvollziehbar. Wissenschaft basiert nicht auf Emotionen, sondern auf Fakten. Und könnte eine wichtige Ergänzung zur politischen Diskussion darstellen.

 

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