Die EM 2020 – wenn sich die Welt mit dem Thema Queerness auseinandersetzt

Auch diejenigen, die sich ansonsten eher weniger mit Fußball und Co. auseinandersetzen, dürften bemerkt haben, dass diese EM nicht nur den Sport, sondern unter anderem ein weiteres, wichtiges Thema in den Fokus rückt: LGBTQ.

Über einen langen Zeitraum war es ein „wohlbehütetes Geheimnis“, dass Fußballer – offensichtlich – durchaus schwul sein und gute Leistungen auf dem Platz bringen können.

Viele Sportler scheuten sich davor, sich zu outen. Sie hatten Angst, als nicht männlich genug wahrgenommen zu werden.

Das Thema Queerness spielt jedoch schon jetzt bei der EM 2020 eine besonders wichtige Rolle. Es braucht nur einen Blick auf die Details, um zu erkennen, dass der Regenbogen in vielen Bereichen zugegen ist.

Die Queere Fußball EM 2020

Das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Ungarn als Paradebeispiel

Die Begegnung zwischen Deutschland und Ungarn schlug schon vor dem Anpfiff große Wellen. Hierfür war unter anderem die Tatsache verantwortlich, dass in Ungarn gerade über ein Gesetz diskutiert bzw. ein solches verabschiedet wurde, in dessen Zusammenhang festgelegt wird, dass Kinder und Jugendliche nicht mehr – zum Beispiel in Schulbüchern und in den Medien – über queere Beziehungen informiert werden sollen.

Die Diskussionen darüber, ob die Arena in München im Regenbogendesign beleuchtet werden sollte, gehören der Vergangenheit an. Dennoch ließ es sich ein Flitzer, der von vielen nach dem Spiel als heimlicher Held gefeiert wurde, nicht nehmen, den ungarischen Spielern, während diese die Nationalhymne sangen, die Regenbogenfahne zu präsentieren.

Parallel hierzu trug Neuer wieder die – ebenfalls oft diskutierte – Regenbogenbinde um den Arm, während viele Zuschauer im Stadion bunte Fahnen schwangen.

Die Queere Fußball EM 2020

Nicht „nur“ gegen Rassismus, sondern gegen jede Form der Diskriminierung

Wer seinen Blick durch das Stadion schweifen lässt, gewinnt hin und wieder den Eindruck, dass die Statements gegen Rassismus, die natürlich immer noch abgegeben werden, erweitert wurden, ohne dass es vieler Worte bedarf.

Ob die Solidarität mit der LGBTQ Community damit zu tun hat, dass die EM 2020 im Pride Month stattfindet, ist nicht klar. Fest steht, dass gerade Millionen von Zuschauern für ein Thema sensibilisiert werden, für das sie sich früher möglicherweise nicht interessierten.

Auch viele Werbepartner, die im Stadion an den Banden Flächen gebucht haben, gehen ebenfalls mit und unterlegen ihre Logos und Botschaften mit dem „Regenbogen-Look“. Leider ist die Reaktion auch hier nicht immer positiv. Es geht spannenderweise weniger um das so oft zitierte „Pinkwashing“, sondern darum, dass sich mittlerweile erschreckenderweise auch viele rechte Gruppierungen darüber beschweren, dass Neuer eine bunte Kapitänsbinde trägt, anstatt „stolz Schwarz-Rot-Gold“ zu tragen.

Den Torwart scheint Kritik dieser Art wenig zu interessieren. Bisher scheint er keine Anstalten zu machen, die Binde durch die klassische Variante zu ersetzen.

Die Queere Fußball EM 2020

Was sagen die Sozialen Netzwerke?

Wer feststellen möchte, wie gut Regenbogen und Co. – sowohl bei passionierten Fußballfans als auch beim klassischen EM-Zuschauer – ankommen, muss in der Regel lediglich einen Blick in die Sozialen Netzwerke werfen.

Besonders im Zusammenhang mit der Entscheidung der UEFA, dass das Stadion in München nicht in Regenbogenfarben erstrahlen darf, kochten die Emotionen hoch. Unter anderem machten sich auch viele Prominente dafür stark, die Fans vor Ort sollen mit Fahnen ausgestattet werden und diese öffentlichkeitswirksam schwenken.

Wie so oft gibt es auch mit Hinblick auf die Frage „Wie queer – oder wie manche es nennen „politisch“ – darf eine EM sein?“ mehrere Meinungen. Fest steht jedoch schon jetzt, dass die Thematik eines bewirkt hat: dass die Menschen anfangen, sich noch ein wenig mehr mit der Community auseinanderzusetzen und möglicherweise auch, zu verstehen, dass Homophobie eben keine Meinung ist, sondern eine (intolerante) Einstellung, die vielen Betroffenen das Leben zur Hölle machen kann.

 

Auch mit seinen LGBTQ freien Zonen feiert Warschau seine Pride.

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