Selbstbestimmungsgesetz stößt auf offene Ohren

Im Zuge einer repräsentativen Umfrage wurde nun herausgefunden, dass knapp 50 Prozent, genauer gesagt: 46 Prozent der Deutschen das Selbstbestimmungsgesetz unterstützen. 41 Prozent haben angegeben, das Gesetz abzulehnen.

Die besagte Umfrage wurde vom Institut YouGov durchgeführt und von der „Welt am Sonntag“ in Auftrag gegeben.

Das geplante Gesetz sorgt schon lange für Diskussionen… Unter anderem auch in den Sozialen Netzwerken. Während es von vielen begrüßt wird, sind andere der Meinung, hierbei handele es sich um ein wenig zu viel Flexibilität.

Das Selbstbestimmungsgesetz

Was steckt hinter dem Selbstbestimmungsgesetz?

Der Inhalt des Selbstbestimmungsgesetzes ist vergleichsweise schnell erklärt. Das entsprechende Konzept wurde von den Bundesministerien für Justiz und Familie vorgestellt. Es geht darum, dass es jedem Mensch in Deutschland möglich sein soll, selbst seinen Geschlechtseintrag zu bestimmen. Das Ganze soll vollkommen unkompliziert vonstattengehen. Ansprechpartner für die jeweiligen Änderungen wäre das Standesamt.

Wer aktuell noch seinen Geschlechtseintrag ändern möchte, muss ein – teilweise diskriminierendes Verfahren – durchlaufen. Denn: An der Stelle, an der irgendwann einmal vielleicht das neue Selbstbestimmungsgesetz stehen wird, steht aktuell noch das sogenannte Transsexuellengesetz. Dieses stammt noch aus dem Jahr 1980 und wird von vielen verständlicherweise als „überholt“ angesehen.

Ein typisches Beispiel: Diejenigen, die ihr Geschlecht oder ihren Vornamen ändern möchten, müssen gleich zwei psychologische Gutachten durchlaufen. Die Kosten für diese Untersuchungen müssen selbst getragen werden. Ob dem entsprechenden Antrag dann stattgegeben wird, wird vom zuständigen Amtsgericht entschieden.

Worüber wird besonders intensiv diskutiert?

Sollte das Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland durchgewunken werden, würde sich die Situation für viele Transsexuelle quasi schlagartig ändern. Dass ein Selbstbestimmungsgesetz funktionieren kann, haben schon viele Länder vorher bewiesen.

Dennoch kommen sogar teilweise aus der Community noch immer skeptische Stimmen. Vor allem mit Hinblick auf die Selbstbestimmung im Zusammenhang mit Jugendlichen. Sollte das besagte Gesetz zum Beispiel tatsächlich in der vorgeschlagenen Form durchgewunken werden, würde dies unter anderem bedeuten, dass Menschen ab einem Alter von 14 Jahren weitaus mehr Flexibilität erhalten würden. Bis zu einer bestimmten Altersgrenze bräuchte es dann jedoch noch die Zustimmung der Eltern.

Oft wird in diesem Zusammenhang das Argument gebracht, dass es in einem derart jungen Alter schlicht meist noch nicht möglich sei, eine derart weitreichende Entscheidung zu treffen und dass es einfach noch ein wenig mehr (Lebens)zeit bräuchte, um auch wirklich zu 100 Prozent sicher zu sein.
Demgegenüber stehen zahlreiche junge Menschen, die stark darunter leiden, nicht „ganz offiziell“ zu sich stehen zu dürfen, weil ihnen der Geschlechtereintrag verweigert wird.

Aktuell scheinen vor allem Diskussionen zum Thema „Ab wann ist ein Mensch dazu in der Lage, sein Geschlecht selbst zu bestimmen?“ geführt zu werden.

Das Transsexuellengesetz: Die aktuelle Situation

Eine Änderung des Geschlechtseintrages und eine Änderung des Namens stellt für viele Transsexuelle in der heutigen Zeit noch eine echte Herausforderung dar. Denn: Es geht nicht nur darum, dass verschiedene Gutachten erstellt werden müssen. Eine Änderung des Geschlechtseintrages kann „ganz nebenbei“ auch sehr teuer sein. Zudem beklagen sich viele Transsexuelle darüber, dass die Fragen, mit denen sie im Zuge der Antragstellung konfrontiert würden, sehr diskriminierend seien.

Kurz: Aufgrund der aktuellen Situation ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich viele Menschen (noch?) gegen eine Änderung ihres Geschlechtseintrags entscheiden, weil das Procedere in vielerlei Hinsicht noch zu belastend ist. Aber wer weiß? Vielleicht wird sich ja genau das bald ändern?

 

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