Wien: Rechter Boykott rund um Kinderbuch-Lesung von Drag Queen

Mit dem ersten Juni begann auch in Wien der diesjährige „Pride Month“. Im Rahmen dieses besonderen Monats sollen auch verschiedene Veranstaltung abgehalten werden. Diese sollen möglichst vielen Menschen dabei helfen, die Vielseitigkeit der queeren Community kennenzulernen und sich informativ mit ihr auseinanderzusetzen.

Und genau in diesem Zusammenhang kam es jetzt in der österreichischen Landeshauptstadt zu einer Protestaktion. Zum Hintergrund: Die Dragqueen Candy Licious plant, in einer Wiener Bücherei eine Kinderbuch-Lesung abzuhalten. (Wahrscheinlich) rechte Aktivisten und Aktivistinnen wollten sich offenbar nun etwas einfallen lassen, um die Veranstaltung zu verhindern. Sie mauerten einfach den Eingang zur Bücherei zu.

Mutmaßliche Täter der „rot-weiss-rot“ Aktion zugeordnet

In der Nacht zum Freitag haben die Täter den Eingang der Wiener Mariahilf Bücherei zugemauert. Der Auslöser für ihren Ärger ist die geplante Lesung der Dragqueen Candy Licious. Offenbar hatten die Saboteure ein Problem damit, dass die Bücher, das gelesen werden sollen, LGBTQIA+ freundlich sind.

Wie in eigentlich jedem Land gibt es auch in Österreich Gruppierungen, denen die Community vor Ort ein Dorn im Auge ist. Viele gehen davon aus, dass die Aktion wahrscheinlich von Anhängern und Anhängerinnen der nationalistischen Aktion „Aktion rot-weiss-rot“ durchgeführt wurde. Hierauf lässt die rot-weiss-rot bemalte Betonwand schließen. Und um die homophobe Botschaft noch weiter zu untermauern, wurde der Hashtag #NoPrideMonth auf die Mauer geschrieben.

Hier lässt sich niemand einschüchtern: Die Lesung findet dennoch statt!

Die Kinderbücher, die im Rahmen der Lesung im Mittelpunkt stehen sollen, sind an Kinder im Vorschulalter gerichtet. Unter anderem tragen sie Titel, wie zum Beispiel „Julian feiert Liebe“, „Julian ist eine Meerjungfrau“ und „Der verliebte Koch“.

In einer kindgerechten Sprache soll es den kleinen Leserinnen und Lesern bzw. Zuhörerinnen und Zuhörern so möglich sein, ein wenig in die Welt der Community einzutauchen. So soll – vereinfacht ausgedrückt – vermittelt werden, dass jede Sexualität bzw. sexuelle Orientierung normal ist. Zudem plant Candy Licious auch, sich nach der Lesung mit dem sehr jungen Publikum auszutauschen und Fragen zu beantworten.

Trotz der Protestaktion wird die Lesung stattfinden. Die Grünen Politikerin Ewa Ernst-Dziedic hat sich mittlerweile ebenfalls zu Wort gemeldet. Sie fordert, dass die Täter, die hinter der homophoben Aktion stecken, bestraft werden.

Die Mauer, die durch die Täter aufgebaut wurde, wurde mittlerweile schonwieder entfernt.

Auch Candy Licious äußert sich

Auch Drag Queen Candy Licious hat sich mittlerweile den Medien gegenüber zu dem Vorfell geäußert. Sie erklärte unter anderem, dass ihr auch im Internet schon viel Hass entgegengeschlagen sei. Unter anderem sei sie beispielsweise auch schon als „pädophil“ bezeichnet worden.

So wirklich verwundert darüber, dass solche Aktionen gegen Pride Veranstaltungen geplant werden, scheinen viele in der Politik, unter anderem auch Ernst-Dziedic, nicht zu sein. Denn: Schon seit Längerem investieren vor allem rechte Gruppen viel Zeit, wenn es darum geht, Events wie die Lesung (oder den anstehenden CSD) zu sabotieren. Sowohl der Verfassungsschutz als auch das Innenministerium seien entsprechend informiert.

Ziel ist es nun, den Vorfall komplett aufzuklären und die Täter und Täterinnen zur Rechenschaft zu ziehen.

Schon bald wird in Wien die Pride gefeiert

Wie in vielen Großstädten weltweit wird auch in Wien bald die Pride 2022 gefeiert. Die große Parade soll hier am 11. Juni 2022 stattfinden. Vor diesem Hintergrund bekommt die Aktion vor der Bücherei noch einmal einen beunruhigenden Beigeschmack. Einige dürften sich fragen, ob das Event vielleicht auch zum Ziel rechter bzw. homophober Gruppen werden könnte.

Aber: Polizei und andere sind informiert und dementsprechend wachsam. Und es wäre sicherlich falsch gewesen, eine Veranstaltung wie die Lesung der Drag Queen, die sich an die nächste Generation richtet und so viel bewirken kann, abzusagen.

 

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