Offen homosexueller katholischer Priester zurück im Amt

Der Aufruhr rund um den früheren Benediktinermönch Anselm Bilgri war groß. Immerhin outete dieser sich ganz offen als homosexuell und heiratete dann auch noch einen Mann. Für die katholische Kirche war dies Grund genug, den Priester aus seinem Amt zu entheben.

Doch nun darf Bilgri wieder in der Kirche und in seiner alten Position arbeiten. Aber wie ist das eigentlich möglich? Immerhin ist der Vatikan doch eigentlich noch lange nicht so weit, homosexuelle Männer im Priesteramt zu tolerieren – geschweige denn zu akzeptieren.

Für die Tatsache, dass Bilgri nun wieder als Priester arbeiten kann, ist eine Konvertierung in den altkatholischen Glauben verantwortlich. Von vielen Mitgliedern der Community und der Kirche wird er hierfür gefeiert.

Schwuler Priester zurück im Amt

Was steckt hinter dem altkatholischen Glauben?

Schon Ende des 19. Jahrhunderts trennte sich die altkatholische von der römisch-katholischen Kirche.

Der Grund hierfür war die Frage, ob die Unfehlbarkeit des Papstes als Dogma angesehen werden sollte. Diese Art von „Vorgabe“ gefiel vielen Gläubigen nicht und als Reaktion hierauf sagten sie sich von der römisch-katholischen Kirche los und pflegen seitdem einen anderen Glauben, mit einigen Parallelen, aber auch mit einigen Gegensätzen.

Beispielsweise sah die altkatholische Kirche keinerlei Probleme darin, 1996 erstmals Frauen als Priester zuzulassen. Zudem kennt die altkatholische Kirche kein Zölibat und auch geschiedene und wiederverheiratete Personen sind dazu berechtigt, die Kommunion zu erhalten. Insgesamt setzt die Institution der altkatholischen Kirche auf eher flache Hierarchien und Modernität – auch wenn die Bezeichnung „altkatholisch“ etwas anderes vermuten lassen mag.

Und genau diese Unterschiede sind es letztendlich auch, weswegen sich auch heute noch immer mehr Menschen dazu entschließen, sich der altkatholischen Kirche anzuschließen. Oft ist es der Wunsch danach, dass sich die katholische Kirche selbst ein wenig revolutioniert, der dazu führt, dass die Zahlen der Austritte steigen – und zwar in so gut wie allen Altersgruppen.

Anselm Bilgri freut sich über die aktuellen Entwicklungen

Der ehemalige Benediktinermönch fühlt sich mittlerweile sehr wohl in seiner neuen Gemeinde und sieht seinen eigenen Glaubenswechsel als richtige Entscheidung an. Er habe immer in einer Kirche leben wollen, in der es möglich wäre, mit einem Mann verheiratet zu sein.

Bilgri ist mittlerweile auch als Buchautor und als Redner bekannt. Nun steht er wieder hinter dem Altar und ist glücklich, endlich wieder predigen und Priester sein zu dürfen.

Bei seiner Arbeit in der „neuen Kirche“ wurde er mit einigen Veränderungen konfrontiert. Unter anderem galt es zum Beispiel, neue Melodien und Bezeichnungen zu lernen. Gleichzeitig betont er, die Offenheit der anderen Menschen innerhalb der altkatholischen Kirche zu schätzen zu wissen.

Die altkatholische Kirche in Deutschland

Die Zahl der Mitglieder der altkatholischen Kirche steigt stetig weiter. Mittlerweile gibt es in Deutschland mehr als 15.000 Menschen, die sich zu diesem Glauben bekennen und die toleranten und offenen Prinzipien willkommen heißen.

Im Gegensatz dazu ist die römisch-katholische Kirche immer wieder Kritik ausgesetzt… Unter anderem wegen ihres Verhaltens der Community gegenüber. Dass sich hierauf viele Menschen entschließen, sich nach Alternativen umzusehen, ist eigentlich verständlich.

Dass Bilgri vom Vatikan mittlerweile ganz offiziell (und auf Latein) aus dem Klerikerstand entlassen wurde, zeigt einmal mehr, wie verhärtet die Fronten mittlerweile sind und dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass sich an der Haltung gegenüber Queers hier in naher Zukunft etwas ändern wird.

 

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