Vor Kurzem schlug die Aktion #outinchruch hohe Wellen. Der Hintergrund: Viele Menschen, die in der Kirche aktiv sind, outeten sich unter dem Hashtag als queer. Nun meldete sich Kardinal Marx zu Wort… Und scheint dem Ganzen weniger skeptisch gegenüberzustehen als viele vielleicht angenommen hätten. Interessant ist damit jedoch, dass er sich mit seiner Aussage gegen den Vatikan stellt.

Kardinal Marx unterstützt #outinchurch

Laut Kardinal Marx sollen schwule Männer auch Prieser werden dürfen

Seine Aussage dürfte viele Mitglieder der Kirche, aber auch viele Kritiker überrascht haben. Denn: Offenbar sieht Kardinal Reinhard Marx kein Problem darin, wenn beispielsweise ein schwuler Mann Priester werden möchte. So erklärte er im Rahmen einer Pressekonferenz, dass nicht jeder dazu gezwungen sei, offen anzugeben, ob er beispielsweise schwul oder hetero sei. Sollte sich der Betroffene jedoch aus freien Stücken dazu entschließen, sei dies zu respektieren. Die sexuelle Orientierung eines Menschen dürfe nicht dessen Wunsch, Priester werden zu dürfen, beeinflussen.

Gleichzeitig betonte er natürlich auch, dass er bei Priestern per se davon ausgehe, dass diese im Zölibat lebten. Er teile die Meinung vieler Bischöfe, dass sich Homosexualität und Priestertum ausschließen würden, nicht.

Kardinal Marx und der Vatikan – zwei unterschiedliche Positionen

Die Aussagen von Kardinal Marx wirken sehr modern und weltlich… Und lassen sich (zumindest jetzt noch) nicht mit den Lehren des Vatikans vereinen. Denn: Hier ist man der Meinung, dass Männer, die offen schwul sind, nicht zum Priester geweiht werden dürfen.

Auch dann, wenn die eigene Sexualität nicht ausgelebt wird, ist das Priesteramt für die Betroffenen ausgeschlossen. Die Begründung: Es habe „negative Folgen“, wenn „Personen mit tief sitzenden homosexuellen Beziehungen“ ein solches Amt bekleiden würden. Als aktuelle Vorgabe gilt, dass die Homosexualität der Männer, die Priester werden wollen, mindestens drei Jahre zurückliegen muss. Die Entscheidung, es homosexuellen Menschen zu verweigern, innerhalb der katholischen Kirche Priester werden zu dürfen, wurde auch immer wieder „von ganz oben“ unterstützt. So erklärte der Papst vor einigen Jahren selbst, dass Männer, die eventuell nicht heterosexuell seien, nicht zu Priesterseminaren zugelassen werden dürften.

Erfindet sich die Kirche aktuell neu?

Auch wenn es sicherlich verfrüht wäre, hier von einem kompletten Neuanfang zu sprechen, kann auch nicht abgestritten werden, dass sich mittlerweile innerhalb der Glaubensgemeinschaft zwei Lager bilden. Während die einen, unter anderem der Vatikan, an den „alten Lehren“ und Dogmen festhalten, gibt es immer mehr Menschen, unter anderem auch Kardinal Marx, die sich der Community gegenüber weitaus offener zeigen. Und auch, wenn die Fronten hier durchaus in vielen Bereichen verhärtet sind, sind die aktuellen Entwicklungen ein guter Beweis dafür, dass es – zumindest theoretisch – möglich ist, dass auch eine traditionelle Institution wie die Kirche mit der Zeit geht.

Eine besondere Zäsur stellten in diesem Zusammenhang unter anderem die Segnungen homosexueller Paare dar. Auch wenn die Stimmen seitens der konventionellen Vertreter schon damals sehr kritisch waren, zeigte sich, dass durchaus das Potenzial besteht, die Institution zu revolutionieren.

Aufgrund der aktuellen Missbrauchsskandale, deren Aufdeckung und der Tatsache, dass die Kirche offenbar nicht wirklich an der Aufklärung mitarbeitet, befindet sich die Glaubensgemeinschaft ohnehin in Zugzwang. Vielleicht zeigen die vermehrten Austritte nicht nur, dass die Menschen mit dem allgemeinen Umgang mit der eigenen Vergangenheit der Institution unzufrieden sind, sondern auch, dass es wichtig ist, sich in Zukunft zu verändern… Und auch eben ein Stück weit neu zu erfinden.

Kardinal Marx hat in diesem Zusammenhang ein wichtiges Statement gesetzt und seine Position innerhalb der Gemeinschaft genutzt, um zu zeigen, dass offensichtlich nicht jeder Würdenträger die Meinung des Vatikans teilt.

 

Hast du dich schonmal gefragt, was finden Männer an Männern sexy?

One response to “Kardinal Marx unterstützt #outinchurch”

  1. Vor vielleicht 20 Jahren, lernte ich einen katholischen Priester kennen, der eigentlich Psychoanalytiker ist. Diese Mann stand in einem “sicheren”, inneren Konflikt mit der Institution “Kirche”. Ich sollte, eventuell, eine Pfarrkirche in P. sanieren und neu ausstatten. Es ergab sich ein gemeinsames Mittagessen, bei dem auch drei Kollegen, alle Priester, anwesend waren. Ich hielt mich im Hintergrund, 1:4. Relativ bald kam es zu einem Gedankenaustausch zwischen den drei Gästen. Man zog gemeinsam auf das Übelste über einen nicht anwesenden Priester-Kollegen her, hechelte ihn erbarmungslos durch. Schließlich sagte der Gastgeber mit einem bedenklichen Unterton, wenn es um die psychologische Eignung zum Priesterberuf ginge, wären wohl viele nicht akzeptabel. Die “Mutter Kirche” bekäme dann vermutlich ein ernsthaftes Personalproblem. Aus den im folgenden geäusserten Gedanken wurde rasch klar, dass er die fehlende Eignung bei seinen Gästen ansiedelte.

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