Ungarn: Kreative Gegenwehr zu Anti LGBTQI+ Gesetzen

Die Entscheidung der Regierung von Ungarn, Kinder und Jugendliche vor queeren Inhalten in Büchern und Zeitschriften zu schützen, zog und zieht weite Kreise. Nun wurde jedoch sicherlich eine der kreativsten Protestaktionen ins Leben gerufen.

Es wird weder demonstriert, noch geschimpft. Vielmehr zeigen die Verantwortlichen hinter dem Buch „Das schönste Kleid der Welt“, wie es möglich sein kann, die Menschen für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.

Im Kampf gegen das Anti-LGBTQ-Gesetz

Was steckt hinter dem Buch?

Die ursprüngliche Fassung des Buchs „Das schönste Kleid der Welt“ wurde auf Deutsch geschrieben. Hier dreht sich alles um Anna. Das Mädchen sieht für den Rest der Welt jedoch aus wie ein Junge. Daher wird sie von ihren Freunden auch einfach nur „Paul“ genannt. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern einfach deshalb, weil sie es nicht besser wissen.

Dieses Buch richtet sich nicht nur an Kinder und Jugendliche, sondern bei genauer Betrachtung auch an Erwachsene, die Lust auf einen Perspektivwechsel haben oder sich mit der Hauptfigur identifizieren möchten.

Dies gelingt unter anderem deswegen so gut, weil die Geschichte nicht „irgendwo“ bzw. „irgendwann“, sondern mit Annas bzw. Pauls Geburt startet. Der Leser/ die Leserin verfolgt sie/ ihn bei vielen wichtigen Schritten auf dem Weg zum ersten Schultag und erhält Einsicht in einen Menschen, der schon von frühauf bemerkte, dass er möglicherweise im falschen Körper geboren wurde, dies jedoch nicht bedeutet, dass er unglücklich sein muss. Dementsprechend könnte das Werk sich durchaus auch an Eltern von Trans-Personen richten, die – vielleicht gerade zu Anfang – nicht wissen, wie sie mit der betreffenden Situation umgehen sollen.

Annas Mutter bleibt locker und wird damit zum Vorbild.

Im Kampf gegen das Anti-LGBTQ-Gesetz

Verleger bringt „Das schönste Kleid der Welt“ auf Ungarisch heraus

Ein Blick auf die Zusammenfassung der Handlung zeigt, dass das Thema rund um Anna bzw. rund um Paul aktueller denn je ist. Jedoch spielt der Wunsch nach mehr Toleranz natürlich nicht nur hierzulande, sondern auch in anderen Ländern der Welt, unter anderem auch in Ungarn, eine wichtige Rolle.

Daher hat sich der Verleger von „Das schönste Kleid der Welt“ dazu entschlossen, das Buch auch in einer ungarischen Übersetzung auf den Markt zu bringen.

Die Aktion wird schon jetzt von vielen Menschen, auch außerhalb der Community begrüßt. Vielleicht auch deswegen, weil anhand der zahlreichen liebevollen Illustrationen zu erkennen ist, wie viel Herz in dem Projekt steckt.

Auf Ungarisch heißt das Buch übrigens: „A világ legszebb ruhája“. Es kann auf den Seiten von 100mensch.de kostenlos heruntergeladen werden. Wer möchte, kann sich auf den Seiten der Organisation jedoch auch noch weiter über die Entwicklungen rund um die aktuellen Gesetze in Ungarn informieren.

Was ist das Besondere an dieser Art von Protest?

In einem sind sich viele Aktionsbündnisse einig: Den Queers in Ungarn muss geholfen werden. Die Idee, ein Buch, das von einem Mädchen, das aussieht wie ein Junge (und auch noch entsprechend „Paul“ genannt werden möchte) handelt, ins Ungarische zu übersetzen, setzt ein besonderes Zeichen.

Und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen geht es darum, den Menschen, die möglicherweise direkt von den homophoben Gesetzen in Ungarn betroffen sind, Literatur an die Hand zu geben, die Hoffnung schaffen kann. Zum anderen handelt es sich bei der Tatsache, dass das Werk gerade jetzt und kostenlos auf Ungarisch veröffentlicht wird, um einen Wink mit dem Zaunpfahl, der eigentlich nicht übersehen werden kann.

Im Buch selbst wird nicht explizit auf die Situation in Ungarn hingewiesen. Vielmehr spricht die Kombination aus Text, Bildern und Sprache für sich.

 

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