Wie sinnvoll ist eine vergleichsweise frühe Hormontherapie für transsexuelle Kinder?
Im Rahmen einer amerikanischen Studie wurde unlängst untersucht, wann eine geschlechtsangleichende Hormontherapie bei Kindern bzw. Jugendlichen gestartet werden sollte, um die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen. Hierbei kam heraus, dass die Psyche der Menschen offensichtlich besser unterstützt werden kann, wenn die besagte Therapie vergleichsweise früh beginnt. Insgesamt wurden mehr als 27.000 Transsexuelle befragt. Die entsprechenden Daten wurden im Jahre 2015 gesammelt und nun schlussendlich ausgewertet.
Welche Sachverhalte wurden genau untersucht?
Um herauszufinden, wie sich eine geschlechtsangleichende Hormontherapie auf die Psyche der Betroffenen auswirkt, wurden circa 12.000 Transsexuelle in Bezug auf Depressionen, Belastungen und Suizidgedanken befragt. Sie alle hatten eines gemeinsam: Ihnen wurde in ihrer Jugend erlaubt, die nötigen Hormone zu konsumieren. Die Ergebnisse wurden mit der Gegengruppe von etwa 9.000 Erwachsenen verglichen, die eigentlich gern geschlechtsangleichende Hormone eingenommen hätten, denen es damals jedoch – aus welchen Gründen auch immer – verwehrt wurde.
Was zeigen die Ergebnisse der Untersuchungen?
Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie groß die Rolle ist, die geschlechtsangleichende Hormone für diejenigen spielen, die sie benötigen. Denn: Trans-Menschen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, die einen entsprechenden Zugang hatten, waren psychisch weitaus weniger belastet als diejenigen, die die betreffenden Hormone nicht einnahmen, sich dies aber wünschten.
In Zahlen ausgedrückt, kann – basierend auf den Ergebnissen der Studie – sogar davon ausgegangen werden, dass das Risiko eines Suizids um die Hälfte gesenkt werden kann. Für schwere, psychische Probleme gilt, dass circa ein Drittel derjenigen, die Zugang zur Hormontherapie hatten, betroffen war.
Dementsprechend zeigt sich einmal mehr, wie wichtig es ist, bei einem Bedarf frühzeitig zu agieren, um etwaigen psychischen Schäden bestmöglich vorzubeugen und es den Betroffenen so früh wie möglich zu ermöglichen, zu sich selbst zu stehen.
Bundesregierung plant neues Gesetz
Unabhängig von besagter Studie soll sich demnächst in Deutschland für transsexuelle Menschen einiges ändern… zum Positiven. Hier ist ein Selbstbestimmungsrecht für Transsexuelle geplant, auf dessen Basis es in Zukunft deutlich einfacher sein soll, eine Geschlechtsangleichung vorzunehmen. Welche Änderungen sich hieraus genau ergeben, bleibt abzuwarten. Unter anderem steht beispielsweise auch im Raum, Jugendliche ab dem Alter von 14 Jahren in Eigenregie über Angleichung und Therapie entscheiden zu lassen.
Kritiker erklären, dass Menschen mit 14 Jahren möglicherweise noch nicht reif genug seien, um eine derart schwerwiegende Entscheidung zu treffen. Es bleibt dementsprechend spannend, wie das Gesetz letztendlich aussehen und in die Tat ungesetzt werden wird. Interessanterweise lassen sich Kritiker nicht in Parteien o. ä. einteilen. Diejenigen, die der Entscheidungsfreiheit ab 14 skeptisch gegenüberstehen, kommen aus verschiedenen Bereichen – auch aus der Medizin.
Und dennoch zeigt das Ergebnis der Studie einmal mehr, dass es durchaus vielen Menschen das Leben erleichtern könnte, wenn es möglich wäre, vergleichsweise früh mit der Hormontherapie zu starten.
Fazit
Auch wenn die Studie rund um den bestmöglichen Beginn einer Hormontherapie für Transsexuelle durchaus sehr aussagekräftig ist, bedeutet dies nicht, dass hier nach Standards vorgegangen werden könnte. Und auch wenn es sich ein wenig abgedroschen anhören mag: Jeder Mensch ist anders. Und sicherlich gibt es auch Betroffene, die sich im Alter von 14 Jahren als transsexuell fühlen, später aber erkennen, dass sie doch im richtigen Körper geboren wurden. Auf der anderen Seite gibt es ganz bestimmt auch Menschen, die schon im Alter von 14 Jahren (oder noch früher) erkennen, dass ihr angeborenes Geschlecht „das falsche“ ist.
Bleibt zu hoffen, dass es der Politik gelingen wird, hier eine Lösung auf Basis des neuen Gesetzes zu finden, mit der möglichst viele Menschen ein freies, unbeschwertes Leben führen können.