Schweizer Studie zu Hate Speech erschreckt

Dass das Internet kein „rechtsfreier Raum“ ist, wurde in der Vergangenheit schon öfter betont. Genau das scheint viele Menschen jedoch nicht davon abzuhalten, andere aufgrund ihres Aussehens oder ihrer sexuellen Orientierung zu diskriminieren und zu beleidigen.

Mit dem Thema Hate Speech hat sich unlängst auch ein JAMESfocus-Bericht der ZHAW und der Swisscom auseinandergesetzt. Die Ergebnisse erschrecken und zeigen, wie präsent der Hass im Internet mittlerweile geworden ist. So gab etwa die Hälfte der Befragten an, öfter pro Woche mit Hate Speech konfrontiert zu werden. Vor allem in der Gruppe der Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren ist das Problem weitverbreitet. Mädchen bzw. Frauen sind öfter betroffen.

Die Studie zum Hate Speech

Sexuelle Orientierung bei Hate Speech auch ein Thema

Wer eine Untersuchung zum Thema Hate Speech ins Leben ruft, stellt sich selbstverständlich auch die Frage, weshalb überhaupt „gehatet“ wird. Die LGBTQI+ Community (und alle, die sich mit ihr verbunden fühlen) dürfte es erschrecken, dass in der Hälfte der Kommentare auf die sexuelle Orientierung der Opfer angespielt wird. In einem Drittel der Fälle werden Menschen aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität gemobbt.

Klare Zahlen über den genauen Umfang der Fälle zusammenzutragen, ist unter anderem jedoch auch deshalb schwer, weil es keine festen Regeln gibt, ab wann von „Hate Speech“ gesprochen wird. Manche der Betroffenen scheinen hier ein dickeres Fell zu haben. Was andere als „Hass-Kommentar“ deklarieren, kann für sie lediglich ein unreflektiertes „Anraunzen“ von der Seite sein. Die Grenzen sind dementsprechend fließend. Zudem haben viele Menschen auch Probleme damit, sich als Opfer von Hate Speech zu bezeichnen, weil sie sich möglicherweise schämen und denken, dass mit ihnen etwas nicht stimmen könnte.

Die Studie zeigt jedoch eine klare Tendenz auf: Die Lage ist erschreckend und unterstreicht, wie viel Intoleranz in weiten Teilen der Gesellschaft noch herrscht.

Die Studie zum Hate Speech

Wie reagieren Menschen, wenn sie mit Hass im Internet konfrontiert werden?

Vorweg: Die veröffentlichten Ergebnisse der Umfrage basieren auf den Aussagen der Betroffenen. Dass mehr Mädchen angeben, von Hass-Kommentaren geschockt zu sein als Jungs, kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass es den befragten Jungs schwerfallen könnte, hier „Schwäche“ zu zeigen.

Zum Vergleich: während 75 Prozent der weiblichen Befragten angeben, dass Hate Speech sie traurig mache, bestätigten dies nur etwa zwei Fünften der männlichen Umfrage-Teilnehmer.

So oder so: schon lange sind viele Verantwortliche der Meinung, dass in den Sozialen Netzwerken mehr gegen Hate Speech getan werden sollte. Betroffene können sich – zumindest im ersten Schritt – ein wenig schützen, indem sie ihre Hater für weitere Kommentare sperren. Sicherlich wäre es jedoch auch wünschenswert, wenn die Betreiber der Plattformen selbst hier für noch mehr Ordnung sorgen würden, indem beispielsweise User, die haten, von offizieller Seite aus gesperrt werden.

Die Gefahren, die Hate Speech gerade für junge Menschen mit sich bringt, sind auf lange Sicht nur schwer abzusehen. Vor allem während der Pubertät und dann, wenn es darum geht, zu sich selbst zu stehen und sich gegebenenfalls zu outen, können derartige Hass-Kommentare schwer traumatisierend wirken.

Betroffene sollten daher nicht zögern, sich Hilfe zu holen – selbstverständlich auch in Deutschland und in allen anderen Teilen der Welt.

Die Studie zum Hate Speech

Wenn Hate Speech zu Hate Crime wird…

Die Grenzen zwischen Hate Speech und Hate Crime sind nicht selten fließend. Wer im Internet mobbt, überträgt dieses Verhalten auch oft in den „normalen Alltag“. Leider gilt dasselbe auch in Bezug auf Gewalttaten.

Schon länger fordert die Community daher, dass unter anderem auch Hassverbrechen, die einen klaren queeren Hintergrund haben, als solche deklariert und besser aufgeklärt werden. Vor allem im Rahmen der diesjährigen CSDs wurde einmal mehr ersichtlich, dass sich viele Menschen von dieser Art der homophoben Bedrohung beeinträchtigt fühlen und wie wichtig es ihnen ist, hier Aufklärungsarbeit zu leisten.

 

Im Übrigen, das Album von Lil Nas X erscheint am 17.09.2021

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