Trans-Flagge darf zum Tag der Transsichtbarkeit an Berliner Behörden gehisst werden
Am 31. März ist internationaler Tag der Transsichtbarkeit. Im Rahmen der entsprechenden Feierlichkeiten wird die Bezirksregierung Berlin die blau-pink-weiße Fahne hissen und so klar zu einem Thema Stellung beziehen, das auch innerhalb der Community lange eine etwas untergeordnetere Rolle spielte.
Das Hissen der Flagge musste beantragt werden
Wer sich ein wenig mit der Community und den mit ihr verbundenen politischen Entscheidungen befasst, erkennt schnell, dass hier schon der ein oder andere Kampf ausgefochten werden musste. Unvergessen sind die Diskussionen, in deren Zusammenhang für und gegen das Hissen von Regenbogenfahnen im Rahmen des CSD diskutiert wurde.
Auch die Berliner Behörden mussten einen Antrag stellen, damit die Trans-Flagge pünktlich zum internationalen Tag der Transsichtbarkeit wehen darf. Dass sich die Hauptstadt dazu entschlossen hat, hier ein Zeichen zu setzen, ist keineswegs Zufall. Immerhin ist Berlin unter anderem für sein – im wahrsten Sinne des Wortes – buntes Leben und für seine vielseitige Szene bekannt. Mit der Flagge soll einmal mehr unterstrichen werden, dass es das Ziel ist, dass Transsexuelle selbstbestimmt und frei leben können. Einen Tag vor dem 31.03. wird sie feierlich gehisst… Und eventuell auch für das ein oder andere ratlose Gesicht sorgen. Immerhin ist die Trans-Flagge mittlerweile (noch?) deutlich unbekannter als die Regenbogenflagge.
Was verbirgt sich hinter dem Tag der Transsichtbarkeit?
Beim Tag der Transsichtbarkeit handelt es sich für viele Aktivisten und Aktivistinnen und für Menschen, die sich mit der Szene verbunden fühlen, um ein wichtiges Anliegen. Auf seiner Basis sollen Menschen, die transgender sind, gestärkt werden. Es geht um Gleichberechtigung und um Toleranz und darum, dass jeder das Leben leben darf, das er leben möchte. Ein Punkt, der seit einiger Zeit in diesem Zusammenhang eine besonders wichtige Rolle spielt, ist die Abschaffung des Transsexuellengesetzes, welches von der LGBTQI+ Community als diskriminierend empfunden wird.
Es besagt, dass ein Mensch, der seinen Personenstand bzw. seinen Geschlechtseintrag im Personalausweis (und damit offiziell) ändern möchte, sich einem diskriminierenden Verfahren unterwerfen muss, in dessen Zusammenhang mitunter viele Fragen zur Sexualität und dem eigenen Sexualverhalten gestellt werden. Mittlerweile gibt es sowohl Petitionen als auch zahlreiche Politiker, die gegen dieses Gesetz, das übrigens mehrere Jahrzehnte alt ist, vorgehen. Die aktuellen Entwicklungen sehen gut aus. Unter anderen ist es auch die Große Koalition, die erkannt hat, dass in Bezug auf das TSG dringend nachgebessert werden muss.
Ein weiteres Problem, auf das im Zusammenhang mit dem Tag der Transsichtbarkeit hingewiesen werden soll, ist, dass es mit Hinblick auf Transfeindlichkeit oft zu einer Art Täter-Opfer-Umkehr kommt. Eine der wohl klassischsten Aussagen eines Täters ist es sicherlich, dass dieser sich von „dem Mann in Frauenkleidern“ provoziert gefühlt habe. Hier gilt es ebenfalls, Fehlinformationen mithilfe einer gesteigerten Sichtbarkeit entgegenzutreten.
An diesen und an vielen weiteren Stellen möchte der Innensenat von Berlin ansetzen.
Was bringt der Tag der Transsichtbarkeit?
Allein die Tatsache, dass am 30. und am 31.03 sicherlich viele Menschen vor dem Behördengebäude stehen und sich fragen werden, was es „mit dieser ungewöhnlichen Flagge“ auf sich hat, ist viel wert. Denn: Ende März geht es darum, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, das viele im Alltag ausblenden, weil es sie eben nicht direkt betrifft. Umso wichtiger ist es, immer wieder auf alle „Farben des Regenbogens“ hinzuweisen.
Es gibt eben nicht nur schwul, bi und lesbisch, sondern noch viele andere Orientierungen und Geschlechtsdefinitionen. Der Tag der Transsichtbarkeit stellt eine wunderbare Möglichkeit dar, sich genau dessen bewusst zu werden.
Doch leider bekommt ein Transgender bei Love Island einen Laufpass.