Wie gefährdet sind aktuell schwule Männer in Afghanistan?

Wer derzeit Nachrichten liest, stößt oft unweigerlich auf erschütternde Berichte aus Afghanistan. Immer wieder ist davon die Rede, dass hier vor allem Feinde der Taliban, Frauen und Kinder um ihr Leben fürchten müssen. Eine Bevölkerungsgruppe wird im Rahmen dieser Aufzählungen jedoch immer wieder vergessen: auch homosexuelle Männer scheinen derzeit extrem gefährdet zu sein.

Schwule Männer in Afghanistan

Wie gestaltet sich die Situation für Queers in Afghanistan?

Die Situation für Mitglieder der Queer Community in Afghanistan ist alles andere als gut. Schon vor der Machtübernahme durch die Taliban stellte es in dem Land ein Problem dar, homosexuell zu sein und seine sexuelle Orientierung frei zu leben.

Ein Beispiel: diejenigen, die sich homosexueller Handlungen „schuldig“ machten, konnten mit einem Freiheitsentzug für die Dauer von 15 Jahren bestraft werden.

Nun könnten die Regeln unter den Taliban noch strenger werden. Denn: laut Scharia dürfen Homosexuelle sogar umgebracht werden. Auch wenn diese Möglichkeit schon länger nicht mehr genutzt wurde, könnte sich genau das jetzt ändern. Denn: viele Menschen, die sich aktuell noch in Afghanistan befinden, vertreten die Auffassung, dass die Regeln in Zukunft in vielerlei Hinsicht deutlich strenger gestaltet sein werden.

Berichte über die Aussagen eines Taliban Richters erschüttern nicht nur die LGBTQ Szene

Es sind Sätze wie diese, die vielen einen kalten Schauer über den Rücken jagen lassen. In einem Interview mit der BILD Zeitung soll ein Richter der Taliban davon gesprochen haben, dass homosexuelle Männer nur auf zwei Arten bestraft werden könnten. Entweder durch steinigen oder durch eine herabstürzende, etwa zweieinhalb bis drei Meter hohe Mauer.

Würde diese Art der Bestrafung durchgesetzt, würde dies einem Todesurteil für viele Menschen gleichkommen. Auch hierzulande sind viele LGBTQ Organisationen in Sorge, wie sich die Lage in Afghanistan in den kommenden Tagen und Wochen entwickeln wird.

Schwule Männer in Afghanistan

Offenbar versuchen die Taliban aktuell noch, den Schein zu wahren

Die eigene Darstellungsweise der Taliban und die Bilder in den Medien, auch die Aussagen aus dem oben genannten Interview, scheinen derzeit nicht zusammenzupassen.

Viele Experten sind der Auffassung, dass die Taliban gerade versuchen, den Schein nach außen zu wahren, um sich nicht vollends zu isolieren. Hinter den Türen würde dennoch gemordet und mit Todeslisten nach denjenigen gesucht, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten gegen sie gestellt und die Feinde der Taliban dementsprechend unterstützt hätten.

Für den Fall, dass die strengen Regelungen der Scharia jedoch bis zum Äußersten genutzt werden, bedeutet dies, dass in Afghanistan möglicherweise bald auch Menschen sterben, weil sie schwul sind. Ein schlicht unerträglicher Gedanke, der unter anderem an eines der dunkelsten Kapitel der Menschheit erinnert.

Afghanistan und LGBTQ – eine lange Geschichte

Wie groß die Angst von Queers sein muss, in Afghanistan aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt zu werden, zeigte sich unter anderem an einem Vorfall aus dem Jahre 2018, der es in die Medien schaffte. Damals bat ein schwuler Mann in Österreich um Asyl, da er befürchtete, in Afghanistan verfolgt zu werden.

Der zuständige Beamte erklärte, dass er ihn wieder zurückschicken müsse, da er nicht „homosexuell genug“ sei. Er müssen sich daher keine Sorgen darüber machen, in Afghanistan Probleme zu bekommen.

Allein diese Geschichte unterstreicht, wie vielseitig die Probleme von Queers – nicht nur in einem Land wie Afghanistan – sein können. Seine Heimat aufgrund seiner sexuellen Orientierung verlassen zu müssen, ist eine Sache. Dann jedoch unterstellt zu bekommen, dass die Reaktion auf die Bedrohungen übertrieben sei und die Begründung zu erhalten, nicht „schwul genug“ zu sein, dürfte als Diskriminierung auf den unterschiedlichsten Ebenen wahrgenommen worden sein und auf furchtbare Weise nachgewirkt haben.

Wie ernst die Situation mittlerweile ist und wie sehr sich die Lage in Afghanistan binnen weniger Tage verändert hat, zeigt, dass spätestens jetzt Handlungsbedarf besteht und die Angst der Menschen durchaus begründet ist.

 

Schon gewusst das  München den CSD für 2022 plant.

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