Die Anzahl der LGBTQI+ freien Zonen in Polen verringert sich um „-1“

Es ist noch nicht allzu lange her, dass Polen – unter anderem auch in den deutschen Medien – für seine LGBTQI+ freien Zonen kritisiert wurde. Die circa 100 Areale hatten sich entsprechend deklariert und damit zum Ausdruck gebracht, dass die Community hier nicht erwünscht war.

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich die Zonen nicht gleichmäßig über das Land erstrecken, sondern sich vor allem auf die Areale beziehen, in denen der katholische Glaube besonders stark vertreten ist. Daher finden sich die (aktuell noch?) meisten LGBTQI+ freien Zonen vor allem im Süden Polens.

Die EU hatte immer wieder mit Kritik reagiert und somit zum Ausdruck gebracht, dass es nicht mit ihren Werten vereinbar ist, wenn sich ein Land (oder die Gemeinden in einem Land) dazu entschließen, Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung auszuschließen. Nun hat die erste der Gemeinden reagiert und dem Druck nachgegeben.

Polen hat eine LGBT Freie Zone weniger

Swietokrzyskie möchte keine LGBTQI+ freie Zone mehr sein

Erst vor wenigen Tagen kam die Verwaltung der Gemeinde Swietokrzyskie zusammen und erklärte in einer Sitzung, nicht mehr zu den LGbTQI+ freien Arealen zu gehören. Obwohl es sich hierbei bisher „nur“ um eine Gemeinde handelt, sind viele Menschen gerührt von diesem Schritt und verbuchen ihn als einen großen Erfolg auf dem Weg zu mehr Diversität und Gleichberechtigung im Land.

Ob noch weitere Gemeinden dem Beispiel Swietokrzyskies folgen, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass es sich hierbei durchaus um eine Art Zäsur handelt. Denn: sich aus einer Gemeinschaft aus circa 100 Mitgliedern zu lösen, um ein Statement zu setzen, kann im weitestgehend katholischen Polen durchaus als besonders angesehen werden.

Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang zwangsläufig jedoch stellt, ist: woher kommt der Sinneswandel?

Weshalb hat sich Swietokrzyskie entschieden, keine LGBTQI+ freie Zone sein zu wollen?

Wie bereits erwähnt, spielte im Zusammenhang mit dem Zurückrudern die EU eine wichtige Rolle. Denn: diese kritisierte das Verhalten der betreffenden Gemeinden nicht nur, sondern deklarierte das Vorgehen als Vertragsverletzung.

Dementsprechend wurde ein Verfahren gegen die Hauptstadt des Landes eingeleitet. In einer offiziellen Begründung hierzu hieß es, dass Europa es nicht zulassen werden, dass „Teile unserer Gesellschaft stigmatisiert werden“, unter anderem auch nicht „wegen der Person, die sie lieben“.

Um der Forderung nach mehr Toleranz Nachdruck zu verleihen, entschied sich die EU in der Folge außerdem dazu, die Zahlung von Corona Hilfen an die betreffenden Regionen im Land Polen auszusetzen. Die Reaktionen ließen – offensichtlich – nicht lange auf sich warten.

Weshalb wurden in Polen LGBTQI+ freie Zonen eingerichtet?

Viele konservative Kräfte innerhalb Polens unterstützen nach wie vor die LGBTQI+ freien Zonen – vor allem deswegen, weil die Queer Community bzw. die Homosexualität das traditionelle Familienbild gefährde.

Immer wieder ist in diesem Zusammenhang von dem Begriff der „Ideologie“ die Rede. Auf diese Weise werden die Menschen, die zur Community gehören, stigmatisiert und ausgeschlossen. Durch das Errichten der entsprechenden Zonen erhofften die Verantwortlichen, die „klassische Familie“ besser zu schützen und die „Normalität“ der „Mann-Frau Beziehung“ weiter zu unterstreichen.

Auch wenn die Gemeinde Swietokrzyskie in diesem Zusammenhang nun wieder zurückgerudert ist, steht außer Frage, dass es noch ein langer Weg sein dürfte, bis ein Umdenken in den Köpfen der Menschen stattfindet.

 

Übrigens, Wien plant ein Denkmal für Homosexuelle.

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