Aktuell muss sich die LGBTQI+ Organisation „Liebe wen du willst“ gegen einen Shitstorm zur Wehr setzen. Vor allem auf Social Media wird immer mehr Kritik laut. Doch was war passiert? Was ist „Liebe wen du willst“ eigentlich? Und warum gibt es unter anderem auch immer mehr Menschen, die explizit vor der Seite bzw. der Gruppe warnen?

„Liebe wen du willst“ zunehmend in der Kritik

Diskriminierungsvorwürfe gegen die eigene Community

Es hört sich ein wenig verwunderlich an, ist jedoch genau so passiert. Eigentlich sollte man meinen, eine LGBTQI+ Organisation hätte es sich selbst auf die Fahne geschrieben, die Mitglieder der Community bestmöglich zu schützen. ABER: „Liebe wen du willst“ hat kürzlich einen Teil der Szene, Trans-Personen, diskriminiert, indem neue Pronomen, die den Menschen bei einer noch besseren Identifikation mit sich selbst helfen sollen, kritisiert wurden. Der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten. „Liebe wen du willst“ stand schnell unter Beschuss, da sich viele Queers aufgrund der Aussagen diskriminiert fühlten. Auch Menschen, die nicht direkt zur Szene gehörten, machten ihrem Ärger Luft. Auf die Kritiker wirkte es wenig glaubwürdig, wenn eine Organisation, die sich selbst als „Liebe wen du willst“ bezeichnet, derart harsch gegen die neuen Pronomen, die von so vielen Menschen begrüßt wurden, urteilt.

Hierbei scheint es sich jedoch nur um die Spitze des Eisbergs zu handeln. Denn: Die Reaktion auf die neuen Pronomen ist nicht der einzige Grund, weshalb die Organisation aktuell in der Kritik steht. Mittlerweile schlägt das Ganze immer größere Wellen. Doch zunächst…

Wer steckt eigentlich hinter „Liebe wen du willst“ und was ist passiert?

Die Organisation „Liebe wen du willst“ ist schon länger in der Szene aktiv und dementsprechend bekannt. In der Vergangenheit hat sie unter anderem Aufklärungsprojekte in Sachen Queerness ins Leben gerufen. Vor alle auf Social Media ist die Gruppe sehr aktiv. Und genau hier, genauer gesagt: auf TikTok, wurde der Grund für den Shitstorm gelegt, der schon seit Tagen andauert.

Hinter der Organisation steckt der Gründer Steve Hildebrandt. Er empfand die neuen Pronomen „xier/xiem“ offenbar derart lustig, dass er ein Video darüber auf TikTok veröffentlichte. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Reaktionen folgten und – nachdem der besagte Shitstorm immer größer wurde – das Video schlussendlich wieder gelöscht wurde. Frei nach dem Motto „Das Internet vergisst nicht!“ war das Problem damit jedoch noch lange nicht aus der Welt.

Zunächst hatte es auch nicht wirklich den Anschein, als würde Hildebrandt seinen Faux pas bereuen. Im Gegenteil! Er lachte diejenigen, die sein Video kritisierten, aus. Der Mix aus dem Video selbst, aber auch den Reaktionen auf Kritik sorgte dafür, dass viele Queers ihrem Ärger über „Liebe wen du willst“ Luft machten.

Unter ihnen sind mittlerweile auch viele Menschen, die sich eines größeren Bekanntheitsgrades erfreuen und ihre Reichweite nutzen, um ein wenig Licht in die Sache zu bringen.

Weitere Kritikpunkte werden laut

Wie es oft im Zusammenhang mit Shitstorms und Skandalen der Fall ist, hat es aktuell den Anschein, als würde die Kritik rund um „Liebe wen du willst“ immer weitere Kreise ziehen. So meldeten sich mittlerweile Personen aus der Szene zu Wort, die der Organisation beispielsweise vorwerfen, dass das Sorgentelefon, das Menschen, die sich in Not befinden, helfen soll, von einem 17-Jährigen betreut würde. Dieser sei nicht entsprechend ausgebildet und könne daher zu einer echten Gefahr für Menschen werden, die das Angebot verzweifelt nutzen möchten.

Mittlerweile hat sich auch der Queer Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, zu dem Falle geäußert. Auf Twitter schreibt er: „Der Verein #LiebeWenDuWillst fällt derzeit durch bedenklichen Content bei Instagram auf. Insbesondere gegenüber trans- und nicht-binären Menschen. Ich möchte ausdrücklich junge Menschen davor warnen. Bitte wendet euch an professionelle Beratungsstellen, wenn ihr Hilfe braucht.

Besonders schwer wiegt der Vorwurf, dass Hildebrandt mit einem Mitglied von „Liebe wen du willst“ zusammen sein soll, das gerade erst 18 Jahre alt ist. Hin und wieder wurden auch Vorwürfe laut, der Gründer der Organisation habe generell Kontakt zu Minderjährigen gesucht. Was hieran bewiesen werden kann und was nicht, steht aktuell noch im Raum. Fest steht jedoch schon jetzt, dass das Video, in dem sich Hildebrandt über die Pronomen für trans- und non-binäre Menschen lustig macht, bleibende Spuren hinterlassen hat.

Kooperationspartner distanzieren sich von „Liebe wen du willst“

Liebe wen du willst“ war bzw. ist innerhalb der Szene gut vernetzt. Die Organisation arbeitete bis zuletzt mit vielen anderen Stellen zusammen und hat im Laufe der Zeit einige Projekte auf die Beine gestellt. Mittlerweile hat es jedoch den Anschein, als ob sich auch langsam die besagten Kooperationspartner überlegen würden, ob es noch sinnvoll ist, mit „Liebe wen du willst“ zusammenzuarbeiten. Einige von ihnen haben eine Pause eingelegt bzw. distanzieren sich offen von Hildebrandts Video.

Was sagt „Liebe wen du willst“?

Vor Kurzem postete „Liebe wen du willst“ ein Entschuldigungsvideo. Diejenigen, die hinter der Organisation stünden, seien auch nur Menschen und es würde nicht erwartet, dass ihnen verziehen würde. Ihnen sei es lediglich wichtig, festzustellen, dass ihnen die Kritik an den neuen Pronomen leidtäte. Gleichzeitig wird jedoch auch darauf verwiesen, dass Beschimpfungen in der aktuellen Situation nicht zielführend seien. Wie gut (oder wie weniger gut) das Video bei den Adressaten ankommt, lässt sich schwer sagen. Denn: aktuell ist es nicht möglich, unter dem Clip einen Kommentar zu hinterlassen. Wer die Entwicklungen jedoch in den Sozialen Netzwerken verfolgt hat, dürfte daran zweifeln, dass ein Entschuldigungsvideo zur vollkommenen Glättung der Wogen beitragen wird.

Weshalb handelt es sich bei den neuen Pronomen überhaupt um ein so heikles Thema?

Die Einführung der neuen Pronomen wurde von vielen Menschen innerhalb der Community gefeiert. Auch wenn es sicherlich zunächst ein wenig schwerfallen mag, sich umzustellen und alles auch wirklich immer zu 100 Prozent richtig zu nutzen, zeigte sich schnell, dass viele Betroffene lediglich darauf gewartet haben, sich auf über die Sprache besser identifizieren zu können.

Viele trans- und nicht-binäre Personen hatten das Problem, dass sie mit „er“ bzw. „sie“ nicht wirklich zurechtkamen und sich mit keiner der beiden Varianten gut fühlten. Und wer möchte sich schon zwischen „er“ und „sie“ entscheiden müssen, wenn kein Empfinden für die rein weibliche bzw. die rein männliche Seite gegeben ist?

Die neuen Pronomen, die nun in mehreren Ländern die Sprache ein Stück weit revolutionieren, könnten nun dabei helfen, eine komplette Personengruppe innerhalb der Community zu stärken.

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