LGBTQI+-freie Zonen haben Folgen für Polen

Dass sich einige Provinzen in Polen dazu entschlossen haben, sich als „LGBT-frei“ zu erklären, ist nicht neu. Schon kurz nach dem Bekanntwerden dieser Entscheidung wurde in den Medien weltweit berichtet. Auch die Europäische Kommission meldete sich mehrfach zu Wort und kritisierte das Verhalten der betreffenden Provinzen.

Bei einer schlichten Kritik bleibt es nun jedoch nicht. In einem Schreiben haben die Verantwortlichen nun darauf aufmerksam gemacht, dass Mittel, die für die jeweiligen polnischen Provinzen eingeplant waren, nun zurückgestellt werden sollen.

LGBT freie Zonen haben Folgen

Europäische Kommission verweist auf Vertrag

In dem betreffenden Schreiben nimmt die Europäische Kommission Stellung zu den jüngsten Entwicklungen und erklärt, dass sich das Abgrenzen der LGBTQI+-freien Zonen nicht mit den Werten vereinbaren ließe, die für die Europäische Union gelten.

Daher sollen nun finanzielle Mittel zurückgestellt werden. Die betreffenden Beträge belaufen sich auf mehrere Milliarden. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass die Auswirkungen für das Land Polen deutlich zu spüren sein werden.

Der Schritt war jedoch abzusehen und dürfte für die Verantwortlichen in Polen nicht überraschend kommen. Zumal einige EU-Politiker in Richtung Polen immer wieder genau das angedeutet hatten.

Ähnliche Entwicklungen in Ungarn

Wer seinen Blick nach Ungarn schweifen lässt, erkennt erschreckenderweise auch hier, dass es Homophobie immer mehr schafft, sich auszubreiten. In Ungarn liegt der Fokus aktuell jedoch darauf, Kinder und Jugendliche nicht mehr – beispielsweise in der Schule – in Kontakt mit „queerer Literatur“ kommen zu lassen.

Regenbogenfamilien“ sollen in Schulbüchern und einschlägigen Zeitschriften nicht mehr dargestellt werden. Vielmehr soll es das Ziel sein, die „normale“ Familie, bestehend aus Vater, Mutter und den Kindern, in den Fokus zu rücken.

Auf diese erschreckenden Anti-Queer Gesetze hat die EU-Politik ebenfalls bereits reagiert und das Vorgehen verurteilt.

LGBT freie Zonen haben Folgen

Wie geht es den Queers vor Ort?

Besonders wichtig ist selbstverständlich, dass die Queers, die in Polen (und auch in Ungarn und in allen anderen Teilen der Welt) leben, nicht unter den zurückgesetzten Mitteln leiden. Aber: auch ohne die Einschränkungen, die möglicherweise aus den nicht ausgezahlten Geldern einhergehen, ist die Situation von Homosexuellen in vielen Regionen der Erde dramatisch.

Dennoch wäre es auch falsch, zu behaupten, in Polen, Ungarn und Co. gäbe es keine starke LGBTQI+ Szene. Im Gegensatz zu anderen Ländern haben die Menschen hier jedoch nicht die Möglichkeit, vergleichsweise frei zu ihrer Queerness zu stehen. Verschiedene Vereine, unter anderem auch aus Deutschland, machen sich – beispielsweise in den Sozialen Netzwerken – stark für die Betroffenen und versuchen, so gut es geht, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Trotzdem gestaltet sich das Leben für Queers in Polen seit der medialen Berichterstattung um die LGBTQI+-freien Zonen oft noch schwieriger als zuvor. Viele von ihnen mussten auch schon feststellen, dass Hass, der vorher lediglich mit Worten gelebt wurde, auch in körperliche Gewalt umschlagen kann.

LGBTQI+-frei oder nicht?

Bei den LGBTQI+-freien Zonen in Polen handelt es sich keineswegs um starre Konstrukte. Ein Blick auf die Entwicklungen der Vergangenheit hat gezeigt, dass die Entscheidung, als Provinz LGBTQI+-frei zu werden, nicht in Stein gemeißelt ist.

Möglicherweise auch aufgrund des internationalen Drucks sind mittlerweile einige Verantwortliche zurückgerudert und haben sich dazu entschlossen – zumindest nach außen hin – wieder queer-freundlicher zu werden. Umgekehrt wurde im polnischen Regionalrat vor ein paar Wochen über die Beibehaltung der entsprechenden Zonen abgestimmt.

Daher ist es unter anderem auch so wichtig, sowohl für die LGBTQI+ Community in Polen als auch für die Menschen in Deutschland, die sich mit den Betroffenen vor Ort verbunden fühlen, am Ball zu bleiben, um zu erkennen, dass sich manche Entwicklungen möglicherweise auch noch umkehren lassen.

Das Zurückstellen der Gelder in Milliardenhöhe seitens der EU hat einmal mehr gezeigt, dass es sich bei dem Festhalten an den Zonen nicht um eine Bagatelle, sondern um einen schweren Verstoß gegen die Grundsätze der EU handelt. Inwiefern sich Polen (und auch andere Länder, in denen Queers immer noch unterdrückt werden) hiervon beeinflussen lassen, bleibt abzuwarten.

 

Der sydonale Weg nährt sich endlich.

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