Wer an die NS-Zeit und queere Opfer denkt, denkt oft an schwule bzw. transsexuelle Männer. Hierbei gerät immer wieder in Vergessenheit, dass auch lesbische Frauen verfolgt und getötet wurden. Eine besondere Initiative hat nun dafür gesorgt, dass den Opfern, die im KZ Ravensbrück inhaftiert waren, ein Gedenkort gewidmet wird.
Hierbei handelt es sich jedoch keineswegs um eine kurzfristige Entscheidung. Über einen langen Zeitraum hinweg haben viele Aktivistinnen genau für einen solchen Ort des Gedenkens gekämpft – unter anderem auch länderübergreifend, sowohl in Deutschland als auch in Österreich.

Lesbische NS-Opfer bekommen Gedenk-Monument

Ein Blick zurück

Im KZ Ravensbrück wurden während des Nazi Regimes tausende von Menschen auf grausame Weise ermordet. Ein großer Teil von ihnen (etwa 120.000) waren Frauen. Viele von ihnen waren lesbisch. Sie kamen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt.
Wer sich ein wenig genauer mit diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte befasst, stellt schnell fest, dass es – bis jetzt – interessanterweise nur wenige Arbeiten zu diesem Thema gibt. Sogar die Initiatoren, die einen Gedenkort forderten, mussten zunächst nachweisen, dass lesbische Frauen hier tatsächlich zu Opfern wurden.
Über den Antrag wurde immer wieder in den unterschiedlichsten Kreisen diskutiert. Bereits seit mehreren Jahren war man sich uneinig darüber, ob es ein Zeichen des Gedenkens geben sollte oder nicht. Nun fiel die Entscheidung, die gleich in vielerlei Hinsicht für ein Aufatmen sorgte. Unter anderem deswegen, weil man sich nicht mehr im Zugzwang sehen muss, beweisen zu müssen, dass während des Nazi Regimes auch etliche lesbische Frauen zu Opfern wurden. Zudem erhöht sich die Sichtbarkeit für diese besondere Gruppe, die bisher im Rahmen wissenschaftlicher Arbeiten immer wieder vernachlässigt wurde.

Eine Kugel soll zum Innehalten einladen

Lange soll es nicht mehr dauern, bis die Gedenkkugel enthüllt werden wird. Schon im kommenden Frühjahr wird es soweit sein.
Das Kunstwerk ist etwa 40 cm groß und soll an der ehemaligen Mauer des Lagers der Öffentlichkeit gezeigt werden. Hier befindet sich ein Gedenkareal, an dem die Besucher innehalten können. Um die Aussage der Kugel und des Gedenk-Monuments noch weiter zu unterstreichen, wird mit einer zusätzlichen Inschrift gearbeitet. So steht auf der Kugel der Schriftsatz: „In Gedenken aller lesbischen Frauen und Mädchen im Frauen-KZ Ravensbrück und Uckermark. Sie wurden verfolgt, inhaftiert, ermordet. Ihr seid nicht vergessen.“.
Vor allem der letztgenannte Satz dürfte bei vielen Menschen, die so lange für einen Gedenkstein dieser Art gekämpft haben, für Erleichterung sorgen. Immerhin geht es vielen Aktivisten und Aktivistinnen genau darum: den lesbischen Opfer des NS-Regimes zu gedenken, ohne diese in der Masse der anderen Opfer untergehen zu lassen.

Eine Zusammenarbeit über die Ländergrenzen hinaus

Besonders beeindruckend ist es im Zusammenhang mit der Kugel als „Gedenkstein“ sicherlich auch, dass sie das Produkt einer länderübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Österreich ist.
Dafür, dass sie im kommenden April ihren Platz an der Mauer des ehemaligen KZs finden kann, haben zahlreiche Aktivisten gekämpft.
Und auch, wenn die Kugel „nur“ über einen Durchmesser von 40 cm verfügt, so steckt hinter diesem Erinnerungselement eine unglaubliche Aussagekraft. Immerhin lenkt das Gedenk-Monument die Aufmerksamkeit auf einen Themenbereich, der vielen Menschen (wenn auch unbewusst) möglicherweise bis heute noch nicht wirklich bewusst ist.

 

Übrigens gibt es für den Regenbogenball in Wien keinen Ticketverkauf mehr.

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