Die Aussage von Karl Lauterbach zu Affenpocken sorgt für Kritik

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat kürzlich schwule Männer als Risikogruppe für die Affenpocken bezeichnet. Genau das stieß unlängst auf Kritik. Unter anderem meldete sich mittlerweile die Aidshilfe zu Wort. Diese zeigte sich unzufrieden mit der Art der Kommunikation, die an den Tag gelegt wurde.
Und tatsächlich: In Teilen erinnert diese Art der Kommunikation an die Anfänge der Aids-Krise, in deren Zusammenhang auch immer wieder Schwule genannt wurden.

Jedoch echauffierte sich nicht nur die Aidshilfe über die Äußerung. Die Behauptung, dass Männer, die Sex mit Männern haben, eher gefährdet sein könnten, sich mit Affenpocken anzustecken, könnte zu einer gefährlichen Stigmatisierung führen.

Kritik an Karl Lauterbach

Gegenargumente und eine mittlerweile hitzige Diskussion

Wer sich nicht näher mit der Thematik beschäftigt und lediglich liest, dass schwule Männer besonders gefährdet seien, sich mit Affenpocken anzustecken, könnte ein falsches Bild vermittelt bekommen. Unter anderem sich auch viele Experten der Meinung, dass sich das Virus eben nicht nur über Sex übertragen lasse.

Kritik wird vor allem auch an der Bezeichnung „Risikogruppe“ geübt. Immerhin sorgte ein solches Denken in den 1980er Jahren schon einmal dafür, dass ein großer Teil der LGBTQIA+ Community ausgegrenzt und angefeindet wurde. Die Gefahr, dass sich genau das wiederholt, scheint durchaus gegeben. Zumal die Nerven bei vielen Menschen noch aufgrund der Corona Pandemie blankliegen und der Wunsch besteht, „endlich wieder normal“ leben zu können. Eine weitere Krise im Mix mit einer Stigmatisierung könnte so noch mehr Zündstoff bekommen.

Die Aidshilfe betonte weiter, dass es definitiv falsch sei, „schwule Männer“ bzw. „Menschen aus Afrika“ dafür verantwortlich zu machen, dass nun weitere Fälle von Affenpocken aufgetaucht seien.

Weitere Schritte, die ebenfalls eine entsprechende Stigmatisierung vorantreiben könnten, wären Schließungen einschlägiger Locations, wie es zum Beispiel schon in anderen Ländern der Fall war. Besonders heikel: Besagte „einschlägige Locations“ sind nicht nur beliebte Treffpunkte für Gays, sondern auch Rückzugsorte, an denen sie sich sicher fühlen und ihre Sexualität ausleben können. Werden ihnen diese genommen, könnte theoretisch auch der psychische Druck zunehmen.

Kurz: Der Satz „Schwule Männer sind die Risikogruppe!“ führt zu Folgen, die jetzt gegebenenfalls noch nicht eingeschätzt werden können. Hinzu kommt, dass Affenpocken natürlich nicht nur die Community betreffen. Über eine Stigmatisierung würde jedoch genau dieses Bild vermittelt.

Wird jetzt geimpft?

Gesundheitsminister Lauterbach hat sich dazu entschlossen, vorsorglich zunächst maximal 40.000 Impfstoffdosen zu bestellen. Hier wird aktuell diskutiert, ob es sinnvoll ist, mit besagtem Impfstoff die Risikogruppe zu versorgen. Eine finale Entscheidung ist hierzu noch nicht gefallen. Aktuell gehen Politik und Wissenschaft jedoch davon aus, dass es nicht – wie bei der Corona Impfung – zu einer großen Impfaktion kommen wird.

Vielleicht unter anderem auch deswegen, weil diejenigen, die im Kindesalter bereits gegen die Pocken geimpft wurden, ohnehin auch gut gegen die Affenpocken geschützt seien.

Die Reaktionen in den Sozialen Netzwerken

Nicht nur die Aussagen Lauterbachs, sondern auch die allgemeine These, dass es vor allem schwule (und bisexuelle) Männer seien, die von Affenpocken befallen würden, lässt dunkle Erinnerungen wachwerden.

Die Meinungen in den Sozialen Netzwerken zum Thema gehen stark auseinander. Viele Menschen aus der Community fürchten sich aktuell davor, mit einer Art „Stempel“ versehen zu werden. Unter anderem auch deswegen, weil bereits Schließungen von Gay Saunen in anderen Ländern dazu führten, dass das Augenmerk der Öffentlichkeit schon etwas mehr auf die Community gelenkt wurde, ist es nun ihrer Meinung nach wichtig, vorsichtig zu sein.
Immerhin zeigt die Erfahrung: Wurde erst einmal ein Schuldiger gefunden, fällt es vielen schwer, die Gesamtsituation realistisch zu beurteilen.

 

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