Wie viele gleichgeschlechtliche Ehen werden eigentlich geschieden?

Scheidungen Rund um die Diskussion darüber, ob gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt werden sollten oder nicht, gerät eine besondere Zahl oft in Vergessenheit: die Anzahl an Homoehen, die im Laufe der Zeit wieder geschieden wird.

Nun wurde eine Statistik veröffentlicht, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Eine Frage, die in diesem Zusammenhang eine besonders wichtige Rolle spielte, war: wie haben sich die zahlreichen gleichgeschlechtlichen Eheschließungen auf die Scheidungsrate ausgewirkt? Mehr Ehen bedeuten doch auch gleichzeitig mehr Trennungen, oder etwa nicht?

(Zur Erklärung: die hier aufgeführten Zahlen stammen aus dem Bericht des Statistischen Bundesamts.)

Gibt es auch gleichgeschlechtliche Scheidungen

Ein Blick auf die Statistik: wie beständig sind gleichgeschlechtliche Ehen?

Vorweg: selbstverständlich sind auch gleichgeschlechtliche Ehen nicht vor Scheidungen gefeit. Scheidungen kommen – im wahrsten Sinne des Wortes – in den besten Familien vor. Auch unter Queers.

Insgesamt wurden laut besagter Statistik im Jahre 2020 in Deutschland etwa 143.800 Ehen geschieden. In 900 Fällen waren es gleichgeschlechtliche Paare, die sich trennten. Rein rechnerisch liegt der prozentuale Anteil damit bei 0,6 Prozent.

Wie aussagekräftig diese Zahl ist, zeigt sich jedoch erst dann, wenn sie in Bezug auf Referenzwerte in den Fokus genommen wird. Im Jahr 2019 trennten sich noch 0,7 Prozent. Was sich im ersten Moment nach weniger Scheidungen anhört, relativiert sich jedoch ein wenig, wenn die Gesamtzahlen ebenfalls beachtet werden. Denn: insgesamt ließen sich im Jahre 2020 neun Mal (!) so viele gleichgeschlechtliche Paare scheiden wie im Jahr 2019.

Ein besonderer Punkt sollte dabei jedoch nicht aus den Augen gelassen werden: Die allermeisten Ehen werden nicht „von heute auf morgen“ geschieden. Die gleichgeschlechtliche Ehe wurde ohnehin erst vor etwa vier Jahren erlaubt. Es handelt sich bei den ansteigenden Zahlen dementsprechend nicht um eine Scheidungswelle, sondern wahrscheinlich lediglich um eine normale Entwicklung. Da sich die meisten Paare – egal, ob gleichgeschlechtlich oder nicht – mit einer Scheidung zudem noch mehr Zeit lassen, könnte es durchaus sein, dass die Zahlen auch in Zukunft noch weiter ansteigen werden.

Wer möchte sich scheiden lassen und welche Rolle spielen „Rosenkriege“?

Zugegeben: ob und wie intensiv ein Rosenkrieg ausgefochten wird, zeigen die aktuellen Statistiken selbstverständlich nicht. Ein Detail könnte jedoch durchaus Aufschluss darüber geben, wie einvernehmlich die Trennung vonstattengegangen ist.

Gegenstand der Befragungen bzw. der Statistik war unter anderem auch die Frage, wie der jeweilige Scheidungsantrag gestellt wurde. In den allermeisten Fällen (knapp 90 Prozent) wurde besagter Antrag von einem Ehepartner/ einer Ehepartnerin gestellt, während der/ die andere zustimmte. In sieben Prozent stellten beide Parteien den Antrag. Lediglich bei vier Prozent wurde dem gestellten Antrag von einer Seite nicht zugestimmt.

Die gleichgeschlechtliche Ehe in anderen Ländern

Während die gleichgeschlechtliche Ehe in Deutschland mittlerweile „normal“ geworden ist, kämpfen Queers in zahlreichen anderen Ländern noch um ihr Recht. Besonders aktuell ist momentan die Diskussion zum Thema im Nachbarland Schweiz.

Hier soll Ende September per Volksentscheid darüber abgestimmt werden, ob es gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt sein soll, den Bund fürs Leben einzugehen. Wie vielseitig die Debatte hier geführt wird, zeigt unter anderem die Tatsache, dass sich mittlerweile auch zahlreiche Schweizer Künstler zu Wort gemeldet haben, die die Queer-Ehe mit einem Song weiter promoten möchten. Diese Art von „Werbung“ könnte aufgehen. Immerhin gibt es in der Schweiz noch viele Menschen, die noch nicht wissen, an welcher Stelle sie hier ihr Kreuzchen setzen sollen. Einige Prognosen im Zusammenhang mit der anstehenden Abstimmung lassen jedoch hoffen. Aktuell wirkt es so, als stünde der Homoehe im Nachbarland nicht mehr viel im Wege.

Auch in Tschechien wird derzeit heiß über das Verbot oder die Erlaubnis zur gleichgeschlechtlichen Ehe gesprochen. Aktuellen Umfragen zufolge scheint jedoch vor allem ein großer Teil der Tschechischen Bevölkerung  kein Problem mit Queer Hochzeiten zu haben. Inwieweit sich diese Offenheit auf die Politik im Land auswirkt, bleibt abzuwarten.

 

Schon gehört? Der BR untersagt das ” *innen”.

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