Frankreich: Blutspendeverbot für homo- und bisexuelle Männer aufgehoben

Frankreich ändert das Blutspendeverbot

Frankreich hat einen wesentlichen Schritt zur Entstigmatisierung von homosexuellen Männern vollzogen. Zum 16. März 2022 darf in diesem Land jeder, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, Blut spenden. Denn: das Blutspendeverbot für homo- und bisexuelle Männer wird aufgehoben. Schon seit dem Jahre 2013 kämpfte Gesundheitsminister Olivier Véran dafür, dass die sexuelle Orientierung eines Menschen nicht ausschlaggebend darüber sein dürfe, ob er (oder sie) Blut spenden darf oder nicht. Die jüngste Entscheidung zu diesem Sachverhalt löste Freude in der Community – auch außerhalb Frankreichs – aus.

Blutspendenfragebogen wird geändert

In einem Twitter Beitrag schreibt der Politiker Olivier Véran, dass endlich eine Ungerechtigkeit beendet wurde, die schon lange nicht mehr zu rechtfertigen gewesen sei. Mit der Aufhebung des besagten Blutsendeverbots für Homo- und Bisexuelle ist es nun jedem möglich, direkt und ohne zölibatäre Phase Blut zu spenden.

Seit dem Jahr 2016 durften homo- und bisexuelle Männer in Frankreich nämlich nur dann Blut spenden, wenn sie vorab vier Monate lang keinen Sex mit einem anderen Mann hatten. In den Fragebögen musste zudem die Frage nach der sexuellen Orientierung des Spenders beantwortet werden. In der aktualisierten Version soll genau dieses Detail in Zukunft wegfallen. Dafür werden andere Punkte in den Bogen aufgenommen.

Ab dem oben erwähnten Stichtag müssen Fragen zur Einnahme von präventiven Medikamenten bei einem HIV-Risikokontakt beantwortet werden. Falls eine Einnahme erfolgte, weil möglicherweise eine Übertragung stattgefunden haben könnte, ist die betreffende Person für die nächsten vier Monate gesperrt. Dies gilt jedoch nicht nur für homo- und bisexuelle Männer! Jeder potenzielle Spender, der einen HIV-Risikokontakt hatte, wird – unabhängig von seiner Sexualität – für den entsprechenden Zeitraum gesperrt.

Die Erstellung des Kataloges basiert auf fundierten wissenschaftlichen Daten und wurde nach eingehender Beratung festgelegt.

Wie sind Blutspenden durch Homo- und Bisexuelle Männer in anderen Ländern geregelt?

In diesem Jahr wird sich hier aller Voraussicht nach noch in Griechenland einiges tun. Denn: auch in diesem Land soll das Verbot (und dementsprechend auch die Diskriminierung) aufgehoben werden.

Bei Griechenland und Frankreich handelt es sich jedoch nur um zwei von etlichen Beispielen, die zeigen, wie unterschiedlich mit dieser Thematik umgegangen werden kann.

Jedes Land reguliert hier individuell. In den meisten Regionen wird das Blutspenden für Schwule und Bisexuelle nur dann erlaubt, wenn die Spender vor dem jeweiligen Termin eine zölibatäre Phase einlegen. Die Intervalle, die jeweils eingehalten werden müssen, sind hierbei unterschiedlich.

Eine Art „Sonderstellung“ nimmt in diesem Zusammenhang das Land Dänemark ein. Hier wird vorgeschrieben, dass homo- oder bisexuelle Männer ohne Wartezeit Blut spenden dürfen, wenn sie sich in einer monogamen Partnerschaft befinden.

Weshalb sind Blutspendeverbote diskriminierend?

Hierbei handelt es sich um eine Frage, die sich vielleicht viele Menschen, die sich nicht in der Community bewegen und sich noch nicht eingehender mit dem Thema auseinandergesetzt haben, beschäftigen. Das Problem, das sich aus Verboten dieser Art ergibt, ist der „stillschweigende“ Vorwurf, dass es vor allem Homosexuelle und Bisexuelle seien, die einem hohen Risiko, sich mit HIV zu infizieren, behaftet seien.

Wer ein wenig zurückdenkt, fühlt sich sicherlich in die Zeit der 1970er und 1980er Jahre versetzt, als Aids damals als „Schwulenkrankheit“ bezeichnet wurde. Ein Blick auf das „echte Leben“ zeigt jedoch, dass es durchaus ein wenig zu kurz gedacht ist, lediglich bei schwulen oder bisexuellen Männern davon auszugehen, dass diese ein erhöhtes Risiko hätten, sich mit HIV zu infizieren. Ein klassisches Beispiel: Ein heterosexueller Mann, der am Wochenende einen ONS nach dem anderen genießt, hat ein höheres Risiko als ein schwuler Mann, der seit Jahren in einer monogamen Partnerschaft lebt. Dementsprechend wäre es nicht nur diskriminierend, sondern auch sehr naiv, von der sexuellen Orientierung auf das HIV Risiko eines Menschen zu schließen.

 

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