Schwuler Richter soll im obersten Gericht in Indien arbeiten

Hierbei handelt es sich um eine kleine Zäsur, die von großer Wirkung sein könnte. Denn Saurabh Kirpal, der sich schon lange als schwul geoutet hat, wurde in Indien nun vom Supreme Court als Richter vorgeschlagen. Wenn alles glattgeht, könnte er in Zukunft am obersten Gericht arbeiten.

Die Unterlagen liegen jetzt schon beim zuständigen Justizministerium. Ob Kirpal die Anstellung jedoch tatsächlich bekommt, bleibt abzuwarten. Aber allein schon die Tatsache, dass er (übrigens wiederholt) ernannt worden ist, ist etwas Besonderes. Bisher wurde noch keinem Mitglied der Queer Community diese Ehre zuteil. Ein wichtiges Statement – auch in internationaler Hinsicht. Und die Chancen scheinen dieses Mal besonders gutzustehen.

Ein schwuler Richter in Indien

Wer ist Saurabh Kirpal?

Saurabh Kirpal hat sich schon vergleichsweise früh dazu entschlossen, eine Karriere als Anwalt zu starten. Unter anderem arbeitete er beispielsweise als Junioranwalt, wurde danach sogenannter „Senior Advokat“. Weiterhin legte er im Laufe seiner Karriere „Zwischenstopps“ in Oxford und Cambridge ein.

Ganz nebenbei“ ist er auch schwul und engagiert sich stark für die Rechte der Community. Wer sich ein wenig mit seinem Lebenslauf auseinandersetzt, bemerkt schnell, dass es ihm beispielsweise scheinbar ein besonderes Anliegen war, sich dafür starkzumachen, dass Homosexualität in seinem Heimatland, Indien, entkriminalisiert wird.

Welche Auswirkungen könnte eine Ernennung auf die Community haben?

Lust auf einen Blick in die berühmte Glaskugel? Angenommen, Saurabh Kirpal würde in Zukunft beim Supreme Court arbeiten, würde dies weitaus mehr als „nur“ eine Botschaft darstellen. Auch die direkten Auswirkungen seiner Ernennung sollten in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden. Immerhin fiele es ihm so sicherlich leichter, auch in Zukunft noch mehr für die Rechte von Queers einzutreten. Die Aufmerksamkeit der Menschen wäre – allein schon aufgrund seiner hohen Position – dann noch mehr auf ihn gerichtet.

Sicherlich würde es sich hierbei um eine tolle Möglichkeit handeln, die Sichtbarkeit der Community noch weiter zu erhöhen.

Wie gestaltet sich die Situation für Queers in Indien?

Über einen langen Zeitraum hinweg hatten es Queers in Indien nicht leicht. Wie bereits angedeutet, galten beispielsweise Homosexuelle (bis ins Jahr 2018!) als kriminell.

Dies lässt sich vor allem mit der Geschichte des Landes begründen. Denn: Indien stand lange unter der Herrschaft der Briten. Damals zeichneten sich viele der Kolonialherren durch eine Lebenseinstellung aus, die heute als „klar homophob“ bezeichnet werden würde. Das Bild des „kriminellen Homosexuellen“ ist daher schon viele Jahre alt und reicht bis ins 19. Jahrhundert. Damals galt die gleichgeschlechtliche Liebe im Land als „nicht natürlich“ und dementsprechend als „falsch“.

Auch nach der Zeit des Kolonialismus blieben die Gesetze zunächst gleich. Schlussendlich ist es unter anderem Menschen wie Saurabh Kirpal zu verdanken, die sich nicht entmutigen ließen und konsequent für die Rechte der Community kämpften, dass es Queers in Indien in der heutigen Zeit besser geht.

Besonders ermutigend ist die Lage vor allem in den indischen Großstädten. Hier haben Queers oft die Möglichkeit, sich und ihre sexuelle Orientierung freier auszuleben als zum Beispiel auf den Dörfern. Dennoch: Nicht zuletzt aufgrund der Geschehnisse der Vergangenheit und wegen der Tatsache, dass es auch heutzutage in Indien noch viele Menschen gibt, die Homosexualität tabuisieren, fürchten sich zahlreiche Betroffene davor, ihre Liebe zu ihrem Partner offen zu zeigen. Wahrscheinlich muss noch mehr Zeit verstreichen, bis das Gesetz, das im Jahre 2018 abgeschafft wurde, auch in den Köpfen der Menschen nicht mehr existiert.

 

Übrigens, auch Kal Penn hat sich geoutet

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