„Queer Cinema“ auf 3sat – eine spannende Reise in die Vergangenheit

In einer Queer Cinema Zeit, in der Prince und Princess Charming sich im TV (oder bei Streamingdiensten) auf die Suche nach der großen, gleichgeschlechtlichen Liebe befinden, scheint es unvorstellbar, dass genau das vor etwa 100 Jahren noch nicht denkbar gewesen wäre.

3sat befasst sich jedoch genau mit dieser Frage: „Wie präsent war Queerness eigentlich in der Vergangenheit im TV bzw. im Kino?

Spannenderweise gibt es zwischen „damals“ und „heute“ bedeutende Unterschiede. Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren wurde das Thema Queer Cinema fast schon stiefmütterlich behandelt. Klar: hin und wieder gab es einige „Schlaglichter“, die darauf hindeuteten, dass es in der Gesellschaft offensichtlich mehr gab als die Liebe zwischen Mann und Frau. Einige Werke, wie zum Beispiel der Stummfilm „Anders als die andern §175“, wurden kurz nach ihrer Veröffentlichung jedoch schon wieder verboten.

Das Queer Cinema vom 3sat

„Mädchen in Uniform“ mit Romy Schneider – eine Zäsur innerhalb der Filmgeschichte

Ein Film, der bis heute als Meilenstein der Queer Cinema Filmgeschichte gilt, ist der Klassiker „Mädchen in Uniform“ mit Romy Schneider. Was viele nicht wissen: bei dem Film mit der Sissi-Darstellerin handelte es sich eigentlich „nur“ um ein Remake. Schon zum Beginn der 1930er Jahre wurde das Thema von Hertha Thiele und Dorothea Wieck behandelt – sogar noch ein wenig direkter als es in den 1950er Jahren der Fall war.

So oder so: spätestens jetzt wurde den Menschen vor Augen geführt, dass es lesbische Liebe tatsächlich gab.

Mädchen in Uniform“ sollte jedoch nicht der einzige Film sein, der sich gleichgeschlechtlicher Liebe widmete und diese nicht verteufelte. Auch wenn es in der Nachkriegszeit für viele ein wenig „verstörend“ wirkte, dass die „Heile Welt“-Romantik, die ansonsten durch Heimatfilme und Co. gezeigt wurde, durch queere Inhalte unterbrochen wurde, schien sich schon zu dieser Zeit eine Szene zu entwickeln. Diese ist selbstverständlich nicht mit den aktuellen Gegebenheiten rund um die LGBTQ Community vergleichbar. Und dennoch zeigte sie auf, wie vielseitig Liebe empfunden werden konnte. Gerade die Kunst schien immer offener für diese Art der Darstellung zu werden.

Queer Cinema Inhalte auch in der Mediathek abrufbar

Das Queer Cinema vom 3sat

Wer dementsprechend nicht nur Lust auf „alte Filme“, sondern auch auf die dazugehörigen Hintergrundinfos hat, sollte in der Mediathek von 3sat vorbeischauen. Hier sind die Inhalte rund um „Queer Cinema“ abrufbar.

Zusammengefasst geht es um schwule Männer, lesbische Frauen und transsexuelle Menschen, die schon in einer Zeit, in der die Community bei Weitem nicht so ausgeprägt war wie heute, für ihre Rechte kämpften.

Die Reise reicht bis etwa 100 Jahre zurück in die Vergangenheit und wird vor allem mit Hinblick auf die Inhalte der 1960er und 1970er Jahre interessant, als es immer mehr Filme gab, die sich bewusst mit dem Thema „Queerness“ auseinandersetzten.

Wer sich ein wenig Zeit nimmt, um die Themen rund um „schwul“, „lesbisch“ und Co. noch weiter zu untersuchen, erkennt auch schnell, dass sich die Darstellung der „typisch queeren“ Figuren im Kino im Laufe der Zeit stark verändert hat. Aus Menschen, die oft als Außenseiter galten und unterdrückt wurden, wurden im Laufe der Zeit selbstbewusste Persönlichkeiten, die – je nach Film – in den Mittelpunkt der Handlung gerückt werden und nicht selten als Inspiration für andere dienen. Queere Sidekicks sind mittlerweile fast ebenso häufig vertreten wie queere Protagonisten.

Die Unterschiede in der Art der Darstellung bringen es mittlerweile auch mit sich, dass schwule Charaktere in Serien und Filmen heute anders beurteilt werden, als damals. So standen beispielsweise in der Vergangenheit unter anderem „Der Schuh des Manitu“ und ähnliche Filme in der Kritik, durch die Darstellung queerer Persönlichkeiten Homophobie zu unterstützen. Inwieweit Vorwürfe wie diese jedoch gerechtfertigt sein könnten, muss sicherlich jede/r einzelne für sich selbst entscheiden.

 

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