Münster feiert Jubiläum der ersten Homosexuellendemonstration

Am 29. April 1972 gingen zum ersten Mal homosexuelle Deutsche auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Zur Gruppe der Demonstranten gehörten nicht nur etliche schwule Männer. Auch zahlreiche lesbische Frauen waren damals schon mit von der Partie. Dieses besondere Ereignis feiert nun sein 50-jähriges Jubiläum. Ein toller Anlass, um zurückzublicken.

Seit diesen Demonstrationen konnte die homosexuelle Bewegung in Deutschland einiges bewirken. Queers wurden in vielen Bereichen mit mehr Rechten bedacht. Es gibt jedoch auch zweifelsohne noch viel zu tun. Genau das wissen unter anderem auch die vielen Aktivisten und Aktivistinnen, die sich jeden Tag aufs Neue für mehr Gleichberechtigung und Toleranz einsetzen.

Erste Homosexuelle Demo in Münster

Die Demonstration vor 50 Jahren

Vielleicht hätten nur wenige damit gerechnet, dass gerade eine Stadt wie Münster, die einen eher konservativen Ruf genießt, Schauplatz der ersten Demonstration zur Entkriminalisierung von Homosexuellen in Deutschland war. Jedoch war es genau am 29. April 1972 soweit: Rund 100 bis 200 Menschen verabredeten sich in Münster am Schloss und führten die Demonstration durch die Stadt.

Anschließend konnten alle Beteiligten noch einer Diskussionsrunde beiwohnen, sich austauschen und eine schöne gemeinsame Zeit unter Gleichgesinnten verbringen. Hierbei sollte immer im Hinterkopf behalten werden, dass es vor 50 Jahren noch schwieriger war, sich weitläufig zu vernetzen. Es gab immerhin weder Internet noch Smartphones.

Allein die Tatsache, dass die Demonstration überhaupt genehmigt wurde, grenzt an ein kleines Wunder. Viele glauben, es lag an dem autoritären Auftreten des Organisators, dass hier schlussendlich zugestimmt wurde. Auch wenn einige Auflagen erfüllt werden mussten: Eine Demonstration, die sich mit den Rechten homosexueller Menschen befasste und in den 1970er Jahren stattfand, war schon etwas ganz Besonderes.

Plakate, die für Aufsehen sorgten

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen hielten während der Demonstration Plakate mit ganz besonderen Botschaften in die Luft. Der CDU-Vorsitzende Joseph Strauß brachte sich damals mit homophoben Äußerungen in die Nachrichten. Ein Spruch, der sich schnell einbrannte, war: „Lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder“.

Damals sorgte die Demonstration für ein so großes Aufsehen, dass selbst bekannte Magazine, wie beispielsweise „Der Spiegel“, darüber berichteten.

Kein klassischer „CSD“

Wer an Demonstrationen denkt, bei denen es darum geht, die Rechte von Homosexuellen zu stärken, denkt oft an den CSD. Hiervon war die erste Schwulendemo jedoch weit entfern. Während beim Christopher Street Day jährlich etliche homosexuelle Menschen, Dragqueens und andere queere Persönlichkeiten stolz ihre Sexualität feiern, sah die Demonstration im Jahre 1972 noch ganz anders aus.

Die Demonstranten waren leger und konventionell gekleidet und wollten damit zum Ausdruck bringen, dass es keinerlei Unterschiede zwischen hetero- und homosexuellen Menschen gibt.
Eine der Hauptforderungen: Die Entkriminalisierung von Homosexualität.

Eine Veranstaltung, die auch international für Aufsehen sorgte

100 bis 200 Demonstranten mögen heutzutage nicht viel erscheinen. Damals sorgte diese Menschengruppe jedoch zweifelsohne für Aufsehen. Die Demonstration zog sogar homosexuelle Organisationen und deren Mitglieder aus dem umliegenden Ausland an.
Einige Menschen, die sich im Laufe der Zeit ein wenig eingehender mit den Hintergründen befasst haben, vermuten, dass die erste Gay Pride Parade in den USA die Demonstranten dazu inspirierte, sich entsprechend einzusetzen.

Und auch, wenn in der heutigen Zeit sicherlich ein wenig anders (und in einem anderen Ausmaß) demonstriert wird: Bei der ersten Veranstaltung dieser Art in den 1970er Jahren handelt es sich definitiv um eine Zäsur, von der auch in Zukunft noch viele Menschen sprechen werden. Zurecht.

 

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